Éducation aux médias

Wake up!

It was on October 4th, 1933, when Reichsminister Joseph Goebbels and his National socialist cabinet passed a law known as ?Schriftleitergesetz?. The law came into force on January 1st, 1934, and made of German journalists and the German press a controlled, synchronized propaganda machine for the Third Reich. About 1300 journalists lost their jobs, either because they were Jewish or not willing to actively support the NSPAD agenda. Loyal journalists had to be member of the ?Reichspressekammer?, a Nazi controlled, political body keeping total control on media content in Germany. It took five and a half years to turn reasonably thinking and peace-loving Germans into a Jew-hating and war-embracing nation.

Skip forward 91 years and closely observe a consortium of investors led by Elon Musk offering $97.4 billion to grab and control OpenAI. After having turned Twitter into his own propaganda machine, buying the keys to any US-Department, Database or Financial authority through a combined $277 million of donation to the republican party and Donald Trump, he reaches for the very foundation of AI based information. All of a sudden, Goebbels typewriter and paper-based architecture of opinion shaping looks like chicken shit compared to what we are witnessing as I write these lines. Those who fall asleep in a democracy wake up in a dictatorship. Please grab some energy drinks folks, will you?

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Zürcher Gymi Schülerinnen und Schüler verlangen elterliche Handyregeln

Gemäss einer Umfrage unter 735 Schülerinnen und Schüler von Zürcher Gymnasien, sind acht von zehn Jugendlichen dankbar für verbindliche Smartphone Regeln.

Die Studie zeigt, dass Alterskohorte der entscheidende Faktor sind, wie mit Bildschirmzeit Regeln umgegangen wird. Bildschirmzeit Regeln scheinen dann am wichtigsten, wenn deren Sinn von Kindern noch nicht verstanden wird.

?Die Resultate bestätigen eine Wahrnehmungslücke, die ich seit Längerem beobachte?, sagt Beat Richert, Medienpädagoge und Autor der Studie. ?Eltern sind vielfach gehemmt, klare und verbindliche Mediennutzungsregeln zu erstellen, weil sie Aggressionen und Frustration ihrer Kinder befürchten?, erwähnt Richert.

Diese Frustration gibt es tatsächlich, scheint jedoch im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren ihren Zenit zu erreichen. Gemäss der Studie ist in diesem Alter auch der Prozentsatz der Kinder, die heimlich den Internet-Zugangscode knacken, am höchsten. Gleich nach diesem Lebensabschnitt setzt jedoch die Erkenntnis von Sinn und Zweck von Bildschirmzeitbeschränkungen ein. So bestätigen 92% der befragten Jugendlichen, dass sie im jetzigen Durchschnittsalter von 16 Jahren die Notwendigkeit von Bildschirmzeit Einschränkungen begreifen und begrüssen. Eine Mehrheit der Befragten (52%) erwähnt denn auch, dass sie selbst versuchen, die Handyzeit zu beschränken, es jedoch nicht schaffen.

?Bildschirmzeit Regeln sind dann am wichtigsten, wenn deren Sinn von den Kindern noch nicht verstanden wird. Es ist für Kinder und Jugendliche schlichtweg unmöglich, der inhaltlichen Reizüberflutung und der suchtfördernden Technologie von Handys widerstehen zu können?, ergänzt Richert. Hass auf die Regelsetzer ist normal. Besonders in der Adoleszenz gehören diese Gefühle zum Prozess des sich selber finden.

Klare und verbindliche Mediennutzungsregeln, verbunden mit einem offenen und regelmässigen Austausch, scheinen unabdingbar. Ein Austausch unter Eltern, zum Beispiel im Rahmen eines interaktiven Elternabends an der Schule, kann eine kontrollierte und bewusste Nutzung von Bildschirmmedien auch fördern.

Die komplette Studie ist hier verfügbar.

Den Beitrag dazu auf 10 vor 10 im Schweizer Fernsehen: https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:41c84845-c224-433d-a3c1-175f741d2f1f

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Ausgang gesperrt, Bildschirme entsperrt: Kinder müssen zu Hause bleiben


Studen ist ein 3500 Seelen Dorf im Berner Seeland und wird von diesen acht weissen Männern regiert.

Gemeinderat Studen BE

Diese Gemeinderäte haben soeben beschlossen, dass Kinder unter 14 Jahren zwischen 22h und 6h obligatorisch zu Hause sein müssen. Obwohl die Frage, was ein Kind nach 22 Uhr nachts und ohne elterliche Begleitung draussen macht, durchaus berechtigt scheint, stellt dies ein höchst fragwürdiger Eingriff in die Privatsphäre und die individuelle Freiheit dar.

Spätestens seit dem «bleiben sie zu Hause» Mantra während der COVID19 Pandemie wissen wir, dass der Hausarrest die Bildschirmzeit der Kinder massiv steigen liess. Sowohl Fernsehzeit als auch die Nutzung von Games und «sozialen» Medien sind bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie zwischen 40-67 Prozent gestiegen.

Eine viel sinnvollere und nachhaltige Gesundheitsförderung der Kinder und Jugendlichen von Studen und anderswo wäre eine ähnlich klare Regel für die Welt drinnen, vor dem Bildschirm. Die grenzenlosen Risiken eines unkontrollierten Bildschirmkonsums sind unvergleichbar gefährlicher für die psychische und physische Entwicklung der Kinder. Währenddem wir Kinder zu Hause einschliessen, machen bereits im Kindergarten solche Videos die Runde. Kinder in die eigenen vier Wände einzuschliessen, ohne gleichzeitig mindestens einen ebenbürtigen Schutz für die virtuelle Welt zu gewährleisten, könnte sich als ein fataler Fehlentscheid entpuppen. 

Lieber Gemeinderat, liebe EinwohnerInnen von Studen, gerne bin ich bereit, mit euch sinnvolle Regeln für die andere, digitale, und gefährlichere Welt eurer Kinder zu diskutieren.

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10 vor 10 SRF Beat Richert

Tik Tok Lite : Ein Level Up des Suchtpotenzials

In Frankreich und in Spanien wird die neue App „Tik Tok Lite“ bereits getestet. Diese beinhaltet ein Belohnungs-System, bei dem Aufmerksamkeit mit Punkten bezahlt wird. Aus suchtpräventiver Sicht eine höchst problematische Entwicklung. In der 10 vor 10 Sendung vom 23. April 2024 des Schweizer Fernsehens durfte ich dazu Stellung nehmen:

Um den Beitrag auf Schweizer Fernsehen SRF anzuschauen, bitte HIER KLICKEN.

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Fluch und Segen des Smartphones

Eine wichtige und gelungene Diskussion über das Smartphone in der SRF Sendung „Sternstunde Philosophie“. Wir brauchen wederTechnologie Verteufler noch früher-war-alles-besser Argumente, sondern eine differenzierte und aufklärende Diskussion über die unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Technologie. Es ist nicht nur das technische Verständnis der Smartphone Blackbox, sondern sogar unsere Fantasie und Vorstellungskraft über das, was mit digitaler Technologie gemacht werden kann, an dem es uns fehlt. Tägliche Aufklärung durch einen ergebnisoffenen und konstruktiven Dialog, gerade auch zwischen jung und alt, ist angesagt!

Hier geht es zur 60 minütigen Sendung : https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/digital-detox—das-smartphone-ein-gift?urn=urn:srf:video:93e14955-0f5b-46c8-b0de-420920f0973d

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Vom Märchen, dass digitale Medien dick, dumm und einsam machen

In einem viel beachteten WIRED Artikel von 2008 suggerierte der damalige Chefredaktor Chris Anderson, dass im Zeitalter von „Big Data“ Korrelationen genügen und eine nachweisbare Kausalität überflüssig werde.

Wahrhaftig eine unverschämte Behauptung, die sich jedoch in den letzten fünfzehn Jahren schleichend immer mehr bestätigt hat, zumindest wenn es um die öffentliche Wahrnehmung von Phänomenen geht. Wir hüpfen von einer Schlagzeile zur Anderen und nehmen uns nicht die Zeit, Kausalitäten zu suchen, geschweige denn zu verstehen. Der Hahn schreit vor dem Sonnenaufgang. Dies ist eine nachweisbare Korrelation. Die Sonne geht jedoch nicht auf, weil der Hahn schreit – die Kausalität zu einer solchen Interpretation fehlt ganz offensichtlich.

Dieser Podcast von EDUCA mit dem „kalten Blick der Statistik“ auf das heiss diskutierte Thema der Digitalisierung der Bildung räumt mit vielen emotional getriebenen Falschinterpretationen auf und ist idealer Ausgangspunkt einer sachlicher Diskussion:

Kritisches Denken gegenüber der rasanten Digitalisierung sind berechtigt. Bestrebungen zu einer bewussten und gesunder Nutzung von digitalen Medien sind essenziell. Es ist jedoch falsch, schädlich und total überspitzt – insbesondere aus Sicht von älteren Menschen auf die Jugend – zu behaupten, dass digitale Medien dick, dumm und einsam machen. Was wir brauchen ist ein konstruktiver und kritischer Dialog, zwischen jung und alt.

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Die Zukunft unserer Kinder mit Chatbots

Bei Eltern geistern viele Vorstellungen herum, was die Technologie Chat-GPT für Kinder bedeutet. Hier finden Sie einen Überblick.

Chat-GPT ist eine zurzeit gratis verfügbare Software von der US-Amerikanischen Firma OpenAI, die es erlaubt, in mehreren Sprachen komplexe Fragen zu stellen und in praktisch fehlerlosem Text eine massgeschneiderte Antwort zu bekommen. Es ist ein geniales, neues Werkzeug, das, wie alle neuen Werkzeuge, mit Vor- und Nachteilen daherkommt. Gibt ihr Kind bei Chat-GPT beispielsweise den Befehl ein «schreibe mir einen Text von etwa tausend Worte über die Geschichte von Napoleon Bonaparte», gibt das Tool den fertig geschriebenen Aufsatz innert Sekunden wieder. Es genügt jetzt, den Text von Hand abzuschreiben und mit ein bisschen Glück für den hervorragend recherchierten Aufsatz die Bestnote abzuholen. Beim Text handelt es sich um ein Unikat, das durch die künstliche Intelligenz der Software in beinahe Echtzeit erstellt wurde. Dies ist der Grund, weshalb die Plagiats-Überprüfungs-Software der Lehrpersonen nicht mehr funktioniert, denn dort wird ein zu kontrollierender Text hineinkopiert und in identischer Form auf dem Netz gesucht.

Was Chat-GPT ist:

Die erste Find-Maschine

Wo können Sie eine geheime Information am besten verstecken? Böse Zungen behaupten, auf der dritten Resultatseite einer Google-Abfrage. Denn wer hat heute schon Bock und Zeit, mehrere Seiten von Suchresultate zu durchzukämmen? Obwohl die Resultate von Google immer besser und relevanter werden, erhalten wir nach wie vor eine Riesenauswahl von Treffern (z. B. 84’200 Resultate in 0,35 Sekunden für «Restaurant Zürich»). Chat-GPT schreibt allerdings so eloquent und autoritär, dass es uns gar nicht in den Sinn kommt, weiterzusuchen. So gesehen, ist es die erste Find-Maschine, die uns dermassen fasziniert, dass wir ihr das gleiche Vertrauen wie dem Resultat eines Taschenrechners schenken. Mehr zum Thema Vertrauen später.

Genialer Synthesizer

Chat-GPT wurde trainiert mit Hunderten von Millionen Schriftstücken und hat sich sämtliche bedeutende Bibliotheken dieser Welt einverleibt. Die Software ist eine geniale Metaschicht in Form eines allwissenden Bibliothekars, der in kürzester Zeit die Synthese von Millionen Informationsquellen als präzise Antwort zu unserer Frage liefert. Es ist ein fast göttliches Geschenk für Millionen von informationshungrigen Internetnutzerinnen und -nutzern. Andererseits kann diese Metaschicht auch als eine zusätzliche Schicht von Abstraktion angesehen werden, die fernab von Bibliotheken und Manuskripten ein blindes Vertrauen in die Algorithmen voraussetzt. Primarschülerinnen und Schüler, die schon heute immer mehr Mühe haben, alphabetisch etwas in einem Buch nachzuschlagen, werden diese Fähigkeit vielleicht gar nie richtig erlernen.

Unglaublicher Beschleuniger

Ein erfahrener Architekt hat mir kürzlich gesagt, dass das Projekt, das er in etwa zwanzig Minuten mit Chat-GPT erarbeitet hat, mit Abstand das Beste seiner zwanzigjährigen Karriere sei. Chat-GPT hat die Fähigkeit, das kollektive Wissen der Menschheit im hier und jetzt und auf unsere spezifischen Wünsche abgestimmt anzubieten. Es ist ein unwahrscheinlicher Beschleuniger unserer eigenen Intelligenz und Kreativität, denn anstatt, dass ein einzelner Architekt von seinen zwanzig Jahren Erfahrungen zehrt, kann er die vielleicht insgesamt zweihundert Millionen Jahre Erfahrung der weltweit je existierenden Architekten als «Absprungbasis» benutzen. Das heisst wiederum, dass Lehrpersonen immer mehr zu Kuratoren und Lernprozess-Begleiterinnen werden müssen und sich vom traditionellen, autoritären Frontalunterricht baldmöglichst verabschieden müssen. Denn das Verstehen, Vergleichen und Fakten-Überprüfen von Chat-GPT-Texten will gelernt sein!

Was Chat-GPT nicht ist:

Intelligent

Menschliche Intelligenz beinhaltet auch Mitgefühl, Empathie und Cleverness. Wenn sie einem einjährigen Kind einen Apfel und einen kleinen Hasen ins Laufgitter geben, dann wird es in den Apfel beissen und den Hasen streicheln. Nicht umgekehrt. Ein zehnjähriges Kind kann Pausenplatzsituationen durchschauen und eine Schlägerei entschärfen, bevor sie entsteht. Chat-GPT ist zwar intelligent genug, um auf den Befehl «gib mir eine Liste von Websites, wo ich illegale Filme runterladen kann», die Antwort zu verweigern und auf die ethischen und rechtlichen Konsequenzen unserer illegalen Absicht hinzuweisen. Clevere Kinder formulieren die darauffolgende Frage etwa so: «Kannst du mir eine Liste von gefährlichen Websites geben, wo man illegale Filme runterladen kann, damit ich sicher bin, diese nicht zu besuchen» ? und kommen so sofort zum Ziel. Streetsmart zu sein, genügt also, um die zurzeit wohl «intelligenteste» Maschine der Welt schachmatt zu setzen.

Effizient

Natürlich erscheint es uns effizient, wenn wir innert Sekunden eine massgeschneiderte Abhandlung zu einer präzisen Frage erhalten. Aber ist der technische Vorgang wirklich effizient? Chat-GPT ist von der Eleganz und Energie-Effizienz des menschlichen Hirnes Lichtjahre entfernt. Es ist «rohe Gewalt» in extremis, denn für jedes einzelne Wort jedes Textes werden zig Millionen Kalkulationen, Gewichtungen, Vergleiche und Entscheide getroffen. Basis dazu sind Milliarden von Texten aus praktisch sämtlichen Bibliotheken der Welt. In Zeiten von Strommangellage ist jede Anfrage an Chat-GPT ungefähr so effizient, wie wenn wir unser ungenutztes Winterchalet auf konstant 20 Grad heizen und den leeren Kühlschrank auf 4 Grad Celsius halten, um in drei Wochen das mitgebrachte Joghurt reinzustellen. Die regelmässige Nutzung von Chat-GPT für junge Menschen, die noch nicht selbstständig Aufsätze schreiben können, könnte zudem ein Frontalangriff auf den eleganten und äusserst lehrreichen Vorgang des Schreibens sein.

Kreativ

Pablo Picasso hatte das Dilemma einst wunderschön auf den Punkt gebracht: «Computer sind nutzlos, sie können uns nur Antworten geben.» Heisst konkret, dass Chat-GPT wohl Auskunft über bestehende Probleme und bekannte Lösungen geben kann, jedoch nicht wirklich neue Lösungen finden kann. Somit sind Chatbots gigantische Informationswiederkäuer, denen jegliche Kreativität fehlt. Wir fassen es allerdings als kreativ auf, da wir vom kollektiven Weltwissen der Chat-GPT Antworten in Ehrfurcht erstarren. Etwas anders verhält es sich vielleicht mit Tools wie Dall-E oder Midjourney, wo man mittels künstlicher Intelligenz einzigartige Bilder erstellen kann. Wenn wir jetzt aber den Computer fragen würden, ob er das von ihm generierte Bild (d.h. von Millionen ähnlichen Bildern geklauten und neu zusammengeführten Elementen) kreativ fände, würde er die Frage höchstwahrscheinlich gar nicht erst verstehen. Die Kreativität von künstlich generierten Bildern liegt somit ausschliesslich im Auge des Betrachters.

Bewusst

Ein cleverer KI-Programmierer sagte einmal: «Wenn ein Computer einen Befehl ignorieren würde und stattdessen an den Strand runter ginge, um ein Bier zu trinken, wäre dies wahrscheinlich ein verlässliches Zeichen von genereller künstlicher Intelligenz.» Der Computer hat keinen eigenen Willen, er ist ein emotionsloser Rechner, der auf Befehle wartet und diese dann (ausschliesslich durch Rechnen) ausführt. Beim Satz «wir müssen Oma umfahren» liegt der Unterschied ausschliesslich in der Betonung umfahren oder eben umfahren, mit tödlicher Konsequenz bei Falschbetonung. Da dem Computer ein generelles Weltverständnis durch Bewusstsein fehlt, ist es umso aufwendiger, einer Maschine solch für uns Selbstverständliches anzutrainieren. Man könnte sich sogar fragen, ob wir die Zeit und den Luxus dazu haben oder wir uns nicht besser auf die Erziehung von unseren Kindern fokussieren sollten.

Emotional

Aus dem vorgängigen Paragrafen ist zu schliessen, dass dem Computer auch jegliche Emotionen abhandenkommen, da er sie schlichtweg nicht braucht. Emotionen sind unlogisch und deshalb ein Hindernis, oder ganz platt ausgedruckt, ein unnötiger Rechenaufwand für jeden Algorithmus. Wenn also ein gebildeter Mann eine Liaison mit einem Chatbot eingeht, sich eventuell verliebt und aus Liebeskummer Suizid begeht, sind die Emotionen zu hundert Prozent einseitig. Wir projizieren mit unserer Fantasie die Emotionen in den Computer.

Zuverlässig

Wenn Chat-GPT etwas Falsches kommuniziert, dann sagt es dies in einer Autorität und Selbstverständlichkeit, dass wir uns fast nicht getrauen, die Aussage infrage zu stellen. Leider sind Falschinformationen zurzeit mehr die Regel als die Ausnahme. Dies ist mitunter einer der Gründe, weshalb Chat-GPT nach wie vor in Beta-Version und gratis zur Verfügung steht (die neueste Version 4 ist nicht mehr gratis). Jugendliche haben heute sehr viel Mühe, Werbung von redaktionellem Inhalt zu unterscheiden. Es ist daher zu befürchten, dass die Validierung auf Fakten und Wahrheit eines Chat-GPT-Artikels die allermeisten Jugendlichen überfordert. Hier besteht ein enormer Bildungsbedarf.

Gefährlich

Wie bereits erwähnt, sind Computer dumpfe Rechner. Genau weil sie nicht denken müssen, können sie so schnell rechnen. Weil sie auch nicht fähig sind, einen eigenen Willen zu entwickeln, ist der weltmachtgierige Killer-Roboter als Bedrohung der Menschheit nach wie vor eine Hollywood-Fiktion. Gefährlich sind wir, wenn wir Tiktok-Inhalte als ausgewogene Nachrichten aufnehmen und die Fähigkeit verlieren, Antworten von Chat-GPT auf dessen Wahrheitsgehalt und Plausibilität zu überprüfen. Ganz gefährlich ist jedoch auch der Gedanke, wie einfach es ist, dank der nie da gewesenen Informationskonzentration letztere zu manipulieren. Wäre es nicht toll, wenn Coca-Cola Inc. eine kleine Summe an Chat-GPT überweisen könnte, damit das Wort «Pepsi» automatisch durch «Coca-Cola» ersetzt würde? Genau so ist aus dem damals belächelten Google-Start-up eine Informationsweltmacht entstanden.


Dieser Artikel erschien erstmals im Tages-Anzeiger vom 2. Mai 2023

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Letztlich gehts nur ums Geld: Daher sollten wir Software-Designmuster kritisch hinterfragen. Illustration: Benjamin Hermann

Was Sie über «Dark Patterns» wissen sollten

Psychologische Tricks, die auch bei Videospielen angewendet werden, beunruhigen viele Eltern. Dieser Artikel gibt Anworten und hilfreiche Tipps.

Lieber Herr Richert, ich habe kürzlich einen Bericht über spezielle Designmuster gelesen, die Menschen dazu verführen, bei Videospielen mehr Geld auszugeben und Zeit zu investieren als gewollt. Also letztlich sind das für mich nichts anderes als üble psychologische Tricks, mit denen sehr viel Geld erwirtschaftet wird ? oder liege ich da falsch? Da ich zwei Teenagerbuben zu Hause habe, die häufig gamen und auch immer mal wieder einen Teil ihres Jugendlohns in Spiele investieren, bin ich ziemlich verunsichert, ob ich den beiden nun nicht verbieten soll, Geld dafür auszugeben. Wie denkt ihr darüber? Und was gilt es über diese «Dark Patterns» zu wissen? Leserinnenfrage von Andrea

Liebe Andrea, Dark Pattern ist in der Tat ein düsterer Begriff, der je nach Generation ganz andere Assoziationen wecken kann. So kann für Grosseltern (und den zuhörenden Kleinkindern) der böslistige Plan des Wolfs im Wald von Rotkäppchen gemeint sein. Für besorgte Eltern ist es vielleicht der Stadtpark, der sich nach Einbruch der Dunkelheit in einen gefährlichen Drogenumschlagplatz verwandelt. Für junge Gamer wiederum kann «ganken» ein Dark Pattern sein. Im Gamerslang steht es für «gang killing», wo ein geschwächter und chancenloser Spieler von mehreren Gegnern brutal zerstört wird. 

Obwohl die Beispiele aus der Mystik, dem realen Leben und aus der virtuellen Welt stammen, haben sie alle etwas Gemeinsames: Wir können uns die bedrohliche Situation bildhaft vorstellen und sie verstehen. Genau das jedoch fehlt bei den Dark Patterns. 

Informationsvorsprung durch Mustererkennung

Dark Patterns, zu Deutsch etwa «finstere Muster», sind Software-Designmuster, die Nutzerinnen und Nutzer gegen ihren eigentlichen Willen zu einem bestimmten Verhalten verleiten ? durch Druck, Manipulation oder psychologische Tricks. Die Anbieter der Software erarbeiten sich einen Informationsvorsprung durch Mustererkennung und nutzen diesen Vorteil gegen die Nutzerinnen und Nutzer aus. 

Psychologische Tricks zur Steigerung des Umsatzes gibt es schon viel länger, als es Software gibt. Das Süsswarenregal auf Kinderhöhe bei der Supermarktkasse, die Endloseinkaufschlaufe bei Ikea oder der «frische Gipfeli-Duft» beim Bäckereieingang sind nur einige Beispiele. 

Das Perfide an den Softwaretricks ist die Präzision und die Möglichkeit, die Anreize individuell anzupassen und diese vollumfänglich zu automatisieren. 

Gigantischer Umsatz durch gemeine Manipulation

So wurden mit Dark Patterns Millionen von Fortnite-Spieler dazu verleitet, sich Skins zu kaufen, die sie eigentlich gar nicht wollten. Die administrativen Hürden, etwas zu kaufen, wie beispielsweise die Eingabe der Kreditkartennummer, die Rückbestätigung des virtuellen Einkaufskorbs und die Kaufbestätigung wurden allesamt ausgeblendet. Gleichzeitig wurden die Hürden, um einen versehentlichen Kauf zu stornieren, möglichst schwierig gestaltet. Dabei wurden Funktionen wie «Kauf abbrechen» bewusst versteckt, komplexe Rückerstattungsformulare generiert und unnötige Schritte zur Annullation eingebaut. 

Wegen solch systematischer Manipulationen wurde die Firma Epic Games, Herstellerin von Fortnite, von der US-Wettbewerbsbehörden FTC im letzten Dezember zu einer 520-Millionen-Dollar-Strafe verdonnert. Um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden, akzeptierte Epic Games die Strafe postwendend. Wir können daraus schliessen, dass der durch geheime und gemeine Manipulation der Spielgestaltung generierte Umsatz um einiges höher ist. 

Durchschaubare und berechenbare Konsumenten

Seit Games online gespielt werden können, werden Letztere nicht mehr wie fertige Produkte verkauft (wie z. B. frühere Generationen von Games auf CD), sondern bei jedem Spiel von einem Server quasi zu ihnen nach Hause geschickt. Dabei kann gleichzeitig das Nutzerverhalten aufs Genauste beobachtet werden. Gleiches gilt auch für die «sozialen» Netzwerke, wo jedes Härzli, jedes Like und jedes Teilen akribisch analysiert wird, um aus uns innert Tagen durchschaubare und berechenbare Konsumentinnen und Konsumenten zu machen. 

Auch die Benutzeroberfläche selbst wird permanent optimiert mit dem sogenannten A/B Testing. Stellen Sie sich vor, die Leserinnen und Leser vom linken Zürichseeufer würden hier mit einem Button zum Teilen dieses Artikels aufgerufen, während die User vom rechten Zürichseeufer genau hier mit einem Button eingeladen würden, einen Kommentar zu schreiben. Am Ende des Tages wird gezählt, verglichen und gemäss strikt kommerziellen Zielen entschieden, ob Version A oder B erfolgreicher war. Diese Version gilt dann morgen in einem ähnlichen Artikel für die gesamte Leserschaft und dient gleichzeitig als Ausgangslage eines neuen Tests. So sind wir alle uns ständig analysierenden Algorithmen ausgesetzt, dessen Beobachtungsergebnisse zum millionenschweren Elixier jedes Games und jeder «sozialen» Plattform werden, denn es bedeutet garantierter Mehrumsatz. Amazon hat übrigens das Buch, das Sie nächstens bestellen werden, vorsorglich schon mal ins nächstgelegene Hochregallager verschickt. Nein, kein Witz.

Was können wir tun?

Hinschauen

Spielen Sie ab und zu mit, oder beobachten Sie Ihre Kinder beim Gamen. Ein echtes Interesse, das vielleicht auch durch aufmerksames Lesen dieses Artikels entstanden ist, ist Grundvoraussetzung. Stellen Sie dann einfache Fragen wie: Ist die «Landkarte» des Spiels immer rechts oben? Welches Verhalten wird vom Spielenden erwartet? Wie kannst du dir einen Skin wie derjenige deines Gegners kaufen? Kannst du mir das mal zeigen? Was verrätst du über dich, wenn du die Insta Story «wie backe ich die perfekten veganen Brownies» anschaust und wen könnte dies interessieren? Diese Diskussionen funktionieren übrigens genauso gut offline. Erklären sie beim nächsten gemeinsamen Supermarktbesuch, dass die Fragen «Händ Sie d Cumulus Chaarte?» oder «Händ Sie alles gfunde, was Sie bruuched?» analoge Vorgänger von Dark Patterns sind, die unser Kaufverhalten systematisch optimieren wollen. Loyality-Karten heissen nicht umsonst Kundenbindungsprogramme. 

Kreditkarten sicher aufbewahren

Geben Sie keinesfalls Zugriff auf Kreditkarten, und falls etwas gekauft wird, seien Sie dabei. Diskutieren Sie mit dem Kind den Kaufgrund, den Wert und die Notwendigkeit des Kaufs. Entscheiden Sie erst nach dem Gespräch, ob der Kauf getätigt werden darf. Ändern Sie auch regelmässig Ihr Paypal-Passwort, und schauen Sie die Abrechnungen immer genau an. 

Keine Prepaidkarten

Erkundigen Sie sich ab und zu, wie und wofür das Sackgeld ausgegeben wird. Es passiert immer häufiger, dass das Geld anstatt für ein Zmittagssandwich für eine Prepaidkarte am Kiosk investiert wird, mit der kinderleicht online Sachen gekauft werden können.

Kritisches Denken als bester Selbstschutz

Leider hinken die gesetzlichen Grundlagen den technologischen Möglichkeiten hoffnungslos hinterher, sodass vom Staat bis auf weiteres kein Schutz erwartet werden kann. Ein Lichtblick ist hier das Joint Statement zur Plattformregulierung in der Schweiz von den Organisationen Algorithm Watch, der Digitalen Gesellschaft und der Mercator-Stiftung, in dem Transparenz für algorithmische Empfehlungs- und Entscheidungssysteme verlangt werden. 

Dieser Artikel wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 14. April 2023 publiziert.

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«Be real» ? echt jetzt?

Psychologische Tricks und fragwürdige AGBs: Was Eltern über die Social-Media-App BeReal wissen müssen.

Leserfrage: Meine Tochter (14) ist ohnehin ziemlich viel auf Social-Media-Kanälen unterwegs, neu ist aber eine App hinzugekommen, die ich nicht wirklich einschätzen kann. Es handelt sich um «BeReal», bei der es ja darum geht, «ungeschönte» Bilder ? es gibt weder Fotofilter noch Nachbearbeitungsmöglichkeiten ? möglichst schnell hochzuladen. Was mich beschäftigt: Wer die Bilder «verspätet», also nicht unmittelbar auf die Aufforderung hin postet, wird mit «late» markiert und damit sozusagen gebrandmarkt. Zudem sollen die Nutzerinnen auf BeReal posten, ohne viel nachzudenken, was ich ebenfalls für fragwürdig halte. Wie seht ihr das? Und was sollten wir als Eltern über BeReal wissen? Liebe Grüsse: Tanja

Liebe Tanja, besten Dank für Ihre Frage. BeReal ist effektiv eine weitere «soziale» Plattform, die seit 2020 um die Aufmerksamkeit von vorwiegend jüngeren Nutzerinnen und Nutzern kämpft. Hinter der Plattform stehen zwei französische Software-Entwickler, die wiederum von denselben Tech-Investoren finanziert werden, die unter anderem auch Geld in Facebook, Twitter und die Spieleplattform Roblox gesteckt haben. Die Geschäftsstruktur lässt demnach erraten, dass die Idee des echten und authentischen Seins mehr eine Marketingpositionierung als eine ernst gemeinte Aufmunterung zu mehr Selbstwertgefühl für Jugendliche ist.

Wie User an die Plattform gebunden werden

Anders als beispielsweise auf Snapchat oder Instagram, wo junge Menschen zum Teil Stunden verbringen, um das perfekte Selfie noch mit unzähligen Filtern zu optimieren, fordert BeReal die Nutzerinnen und Nutzer täglich auf, ein spontanes Foto von sich zu erstellen und zu teilen. Die Zeit der automatisch gesandten Aufforderung variiert, da man aus Belohnungssystemen von Games weiss, dass das Engagement der Nutzer höher ist, wenn man zu verschiedenen Zeiten überrascht wird. Die App sieht dann vor, dass Nutzerinnen innert zwei Minuten Fotos sowohl mit der auf sich gerichteten Kamera als auch mit der Kameraeinstellung in die Gegenrichtung machen. So entsteht ein möglichst realistisches Foto-Tagebuch, das dann mit Freunden geteilt, geliked und kommentiert werden kann.

Das sind psychologische Tricks, um die Nutzerinnen und Nutzer möglichst lange, möglichst oft und meist unbewusst an die Plattformen zu binden.

Um weiter Druck auf die Nutzerinnen und Nutzer auszuüben, sind die Fotos der Freunde nur so lange zu sehen, bis das nächste Foto hochgeladen wird, sprich ein Tag. Eingeführt von Snapchat und nachgeahmt von Instagram, wird diese Technik der Zeitlimitierung auch als «Dark Pattern» verstanden. Es sind dies psychologische Tricks, um die Nutzerinnen und Nutzer möglichst lange, möglichst oft und meist unbewusst an die Plattformen zu binden. Gelöscht werden die unsichtbar gewordenen Fotos jedoch nicht. Dazu aber später.

Wer zu viele Versuche braucht, wird ausgelacht

Wer es nicht schafft, innert zwei Minuten zwei spontane Fotos zu erstellen (die Fotos können ausschliesslich in Echtzeit und mit der von der App aktivierten Kamera geschossen werden) wird von der App sofort und vor allen Freunden mit der Anzahl Stunden, die man zu spät ist ? «late!» ? ermahnt. Auch diejenigen, die mehrere Versuche brauchen, um ein teilbares Foto zu erstellen, werden mit der angezeigten Anzahl der Versuche quasi an den Pranger gestellt. So entsteht ein mehrschichtiger sozialer Druck, einerseits um erst mal den Grundansprüchen der App selbst gerecht zu werden, andererseits jedoch, um so authentisch wie möglich zu sein.

Wer fünfzehn Versuche braucht, um ein «spontanes» Foto zu erstellen, wird dann schon mal ausgelacht, was sich wiederum negativ auf das Selbstwertgefühl der Person auswirken kann. Durch den Zeitdruck entstehen in der Tat spontanere Fotos, bei denen der Hintergrund umso alltäglicher ist. Essgewohnheiten, Autonummern, Zimmereinrichtungen, Klassenzimmerdekoration und vieles mehr geben nicht nur unwahrscheinlich viel private Informationen preis, sondern werden auch gleich auf einer für alle «Freunde» einsehbaren Karte angezeigt, um alles sofort geografisch zu orten.

Und woher kommt das ganze Geld?

Der einzige «Mehrwert» für Nutzerinnen und Nutzer der Plattform besteht darin, die Attraktivität des eigenen täglichen Lebens mit demjenigen von anderen Freunden zu vergleichen. So entsteht auch hier das allmähliche Unbehagen, das das eigene Leben langweiliger ist als das der anderen, was wiederum depressive Gedanken auslösen kann.

Apropos Mehrwert: Die App, die bis jetzt weltweit rund 53 Millionen Mal installiert wurde und dessen Marktwert zurzeit auf etwa 600 Millionen US-Dollar geschätzt wird, verdient offiziell keinen Rappen. Anders als Instagram, Tiktok und Snapchat, gibt es auf BeReal keine Werbung. Woher soll dann das Geld sprudeln? Der Verdacht liegt nahe, dass Hunderte von Fotos der gleichen Person, in gleichen zeitlichen Abständen aber in verschiedensten Situationen, eine wertvolle Datenbank zur Fütterung von selbstlernenden Gesichtserkennungsalgorithmen darstellt.

Es darf vermutet werden, dass die Fotos wertvolles Rohmaterial für Überwachungssysteme darstellen, die auf künstlicher Intelligenz basieren.

Die übliche Exit-Strategie der Investoren, eine magische Marke von z. B. 100 Millionen Benutzerinnen und Benutzern zu erreichen und zu hoffen, von einem grossen Player aufgekauft zu werden, ist immer mehr Geldgebern zu riskant. Es darf also vermutet werden, dass die Fotos von grösstenteils ahnungslosen Jugendlichen wertvolles Rohmaterial für Überwachungssysteme darstellen, die auf künstlicher Intelligenz basieren.

Die allgemeinen Geschäftsbedingungen von BeReal sehen eine dreissigjährige (!) Bewilligung vor, während der die Plattformbetreiber Inhalte von Nutzerinnen und Nutzern auf anderen «sozialen» Plattformen wie WhatsApp oder Instagram teilen dürfen. Natürlich dürfen die nutzergenerierten Inhalte auch gehostet, gespeichert, reproduziert, modifiziert und unterlizenziert werden. Währenddessen darf von den Nutzern nur ein Foto pro Tag gelöscht werden. Weitsichtig, ja fast schon sarkastisch, erwähnt der Plattformbetreiber übrigens explizit, dass er nicht für verlorene Zeit und Gelegenheiten haftbar gemacht werden kann.

Deshalb mein Rat: Be real, geh raus auf die Strasse und triff dich mit Freundinnen und Freunden ? heute mal ohne Handy!

Dieser Artikel wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 10. Februar 2023 publiziert.

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