Éducation aux médias

Social Media_Abhängigkeit_Sucht_Chancen_Gefahren_für Kinder

Wie soll ich unsere Tochter beim Social-Media-Einstieg begleiten?

Eine Leserin fragt sich, wie sie ihrem Kind die Gefahren und Möglichkeiten auf Social Media aufzeigen kann. Dieser Beitrag diskutiert über Chancen und Gefahren von „social“ Media Plattformen.

Lieber Herr Richert, ich bin nicht auf Social Media unterwegs ? es hat mich nie interessiert, sondern eher abgeschreckt (Stichwort Aufmerksamkeitskiller, Suchtgefahr, Bilderflut von ungesunden Körpern). Jetzt kommt unsere bald 11-jährige Tochter aber in ein Alter, wo sie damit konfrontiert werden wird; lange werde ich diesen Trend also nicht mehr ignorieren können! Nach dem letzten Papablog-Beitrag von Markus Tschannen, in dem er verschiedene spannende Accounts von Kindern auf Social Media vorstellte, habe ich mich nun gefragt, ob ich meine Haltung überdenken sollte. Ich möchte unserer Tochter nicht nur die Gefahren, sondern auch die Möglichkeiten aufzeigen. Wie kann ich unsere Tochter beim Einstieg in diese neue Welt auf sinnvolle Weise begleiten? Leserinnenfrage von Caroline

Geschätzte Caroline, danke für Ihre Frage, mit der Sie vielen anderen Eltern aus dem Herzen sprechen. In Ihrer Fragestellung liegt gleichzeitig schon viel Antwort. Sie sind sich bewusst, dass Sie den Trend nicht mehr lange ignorieren können. Explizit wegschauen und so tun, als ob es diese Plattformen alle nicht gäbe, wäre eine denkbar schlechte Strategie, denn ihre Tochter wäre dann quasi gezwungen, die digitale Welt bei den Kolleginnen und anhand der vielleicht weniger strengen Richtlinien deren Eltern zu entdecken.

Metamorphose der Pubertät

Ihre Tochter steht vor der grandiosen Metamorphose der Pubertät. Sie wird sich mehr und mehr ablösen und abgrenzen wollen und ihre eigene Mädchen-Clique haben. Ihr kindlicher Körper wird sich in einen Frauenkörper verwandeln und sie wird verschiedene Looks und Modestile ausprobieren wollen. Digitale Plattformen wie Snapchat, Instagram oder TikTok sind hierzu verführerische Werkzeuge, die innert Sekunden kostenlos aufs Handy installiert werden und mit denen grenzenlos experimentiert werden kann.

So gesehen sind die «sozialen» Medien eine clevere Weiterentwicklung vom Spiegel am Kleiderschrank, dem noch vor zwanzig Jahren die Funktion eines Feedback-Gebers zukam. Der wichtigste Unterschied zwischen diesen beiden Welten liegt im schützenden Hier und Jetzt des Kleiderschrankspiegels. Es handelt sich um das gleiche Phänomen der Identitätssuche. Einerseits ist ihre Tochter in ihrer Welt und kann geschützt von fremden Blicken ungeniert Sachen ausprobieren. In der digitalen Welt jedoch wird sie angetrieben von Herzchen und Daumen-Hochs und verfällt dem unbewussten Rausch nach sozialer Anerkennung, ohne jeglichen räumlichen und zeitlichen Schutz.

Fokus auf die Bedürfnisse

Es ist wichtig, dass wir Kinder in ihrer Welt ernst nehmen und wir ihre Sichtweise zu verstehen versuchen. Fokussieren Sie bei Ihren Diskussionen auf die Bedürfnisse Ihrer Tochter und erzählen Sie ihr, wie Sie vielleicht viele dieser Bedürfnisse genau gleich erlebt haben. Erklären Sie, dass jedes hochgeladene Bild auf eine «soziale» Plattform nicht mehr löschbar ist (es entstehen mehrere Kopien und obwohl das Bild vielleicht auf dem Handy der Tochter gelöscht wurde, ist es noch an verschiedenen anderen Orten gespeichert) ? und auch, dass ein unvorteilhaftes Bild schnell zu einer Cybermobbingvorlage werden kann.

Klären Sie Ihre Tochter auf, dass das Internet nicht vergisst und die durch unsere Likes genährten Algorithmen uns innert Tagen durchschauen und manipulieren können. «Soziale» Plattformen werden von neunzig Prozent der Schweizer Jugendlichen als Unterhaltung und passiver Zeitvertreib genutzt. Leider erhalten die Kinder dadurch nicht nur ein verzerrtes Bild der Realität (jedes Instagramaccount ist die Propagandaversion der betreibenden Person), sondern schwächen dabei ihre eigene Kreativität, die von immer mehr Arbeitgebern als die Kernkompetenz der Zukunft gepriesen wird.

Geschwächtes Selbstwertgefühl, depressive Gedanken, Konzentrationsschwäche, Fehlernährung oder mangelndes Empathievermögen sind allesamt Symptome, die mit einer unkontrollierten Nutzung von «sozialen» Medien in Verbindung gebracht werden.

Liebe statt Autorität

Erläutern Sie Ihrer Tochter, dass Sie nicht nur die volle Verantwortung tragen (TikTok, Snapchat und Instagram sind ab 13 Jahren freigegeben, WhatsApp und Youtube offiziell ab 16 Jahren), sondern dass Sie sie vor allem lieben und schützen wollen. Sobald Ihre Tochter versteht, dass es sich nicht um eine Ausnützung von elterlicher Autorität, sondern viel mehr um vorausschauende elterliche Liebe handelt, wird sie Verständnis zeigen.

Alternativen statt lange Diskussionen

Da das Geschäftsmodell der Betreiber von «sozialen» Medien auf Suchtförderung und Aufmerksamkeitsentführung beruht, gibt es in den USA die neue Bewegung «Wait until 8th». Zehntausende von Eltern ermutigen sich dabei gegenseitig, ihren Kindern nicht vor der achten Klasse (13-14 Jahre in den USA) ein eigenes Handy zu geben. So veranstalte auch ich regelmässig Elternabende in Primar- und Sekundarschulen, um die Eltern zu unterstützen, untereinander eine Mediennutzungsvereinbarung zu erarbeiten. Dies ist die effektivste Form gegen das «AADDA Syndrom»: Alle Andern Dürfen Das Aber.

Bei all den guten Gründen, die Nutzung von «sozialen» Medien zu verzögern, helfen vielfach lustige und unterhaltsame Alternativen am besten. Es fühlt sich so wunderbar verjüngend an, wenn wir unsere eigenen Handys verstecken und mit den Kindern zum Beispiel wieder Mal Versteckis spielen.

Dieser Text wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 2. Dezember 2022 veröffentlicht.

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VR Brille für Kinder braucht die Begleitung von Erwachsenen

Sollen Kinder mit Virtual-Reality-Brillen spielen?

Ein Leser fragt sich, ob er seinem Sohn den Kauf einer Virtual-Reality-Brille verbieten soll. In diesem Beitrage diskutiere ich über die Chancen und Gefahren der Technologie.

Leserfrage: Mein Sohn (9 Jahre) durfte kürzlich bei einem Freund zu Hause eine Virtual-Reality-Brille austesten und ist seither regelrecht davon besessen, für eine eigene Brille zu sparen. Mir ist schon klar, dass ein solches Ding unglaublich beeindruckend ist, da man ja in eine fiktive Welt eintauchen kann und dabei Sinneseindrücke wie Geräusche und Berührungen erleben kann. Mir ist allerdings nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass sich ein Neunjähriger hinter einer Brille verschanzt. Was muss ich dazu wissen? Leserfrage von Stefan

Lieber Stefan, danke für die gute Frage. Das enorme Potenzial von Virtual-Reality-Brillen und der audiovisuellen Technologie zwingt uns Eltern, uns näher damit auseinanderzusetzen.

Beim Aufsetzen einer Virtual-Reality-Brille wird den Brillentragenden mittels Bild, Ton und haptischen Impulsen das Gefühl vermittelt, physisch in einer komplett anderen, virtuellen Welt zu sein. Verglichen mit anderen Medien wie Fernsehen, Radio oder klassischen Videogames sind hier verschiedene Dinge grundlegend anders und verdienen eine nähere Betrachtung. 

Grundsätzlich können Virtual-Reality-Brillen uns komplett in eine neue Welt entführen oder aber eine Mischung von der Wirklichkeit mit virtueller Veränderung simulieren (dann spricht man von «augmented reality» oder «mixed reality»).

Die Realität wird ausgeklinkt

Unter unseren klassischen fünf Sinnen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten nimmt der Sehsinn eine zentrale Rolle ein. Gemäss Studien basieren bis zu 80 Prozent der von unserem Hirn generierten Realität auf dem Sehsinn, der mit Informationen der anderen vier Sinne komplettiert wird. Durch das Aufsetzen von VR-Brillen werden die Augen als unser mit Abstand wichtigstes Realitätsüberprüfungswerkzeug entführt. Die Grenze zwischen innerer, virtueller und äusserer Realität wird verschwommen. Anita Horn, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, die den Einfluss digitaler Technologien auf die mentale und soziale Entwicklung aus sozialphilosophischer Sicht untersucht, erwähnt: «Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Realitätsbereichen gehören zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen im Kontext einer digitalen Lebens- und Lernwelt. Auch im virtuellen Raum können wir Empathie entwickeln, dabei fehlt jedoch oftmals das zwischenleibliche Korrektiv».

In einer virtuellen Welt entkoppeln wir uns also fast gänzlich von unserem Körper und finden uns je nach Videospiel im Körper eines Muskelhelden oder Sexsklaven wieder.

Die eigene Wahrnehmung ist tendenziell projektiver gefärbt. Damit ein Kind die Wahrnehmungen aus den verschiedenen Realitätsebenen effektiv einordnen kann, braucht es den zwischenleiblichen Austausch und die Reflexion. Kleinkinder erwerben ihre Symbolisierungsfähigkeit und damit das Vermögen, zwischen innerer und äusserer Realität zu unterscheiden, im zwischenleiblichen Austausch mit Bezugspersonen. Also erprobt an einem konkreten Symbolbeispiel. Die Plastizität des kindlichen Gehirns mit seiner hohen Lern- und Anpassungsfähigkeit macht es jedoch auch vulnerabler und manipulierbarer in einer virtuellen Welt. Studien zeigen, dass die virtuelle Realität in der Regel primär als Teil der inneren Realität internalisiert wird.

Körperlos

Immer mehr VR-Games nutzen auch «Motion captures». Dies sind kleine Sensoren, die wie eine Armbanduhr an Händen und Füssen befestigt werden. Anhand der so übermittelten Echtzeit-Positionierungsdaten kann im Videospiel der Körper des Spielenden virtuell abgebildet werden. Durch die VR-Brillen sieht die Spielerin so ihre echten Körperbewegungen, dargestellt in einem fremden Körper, beispielsweise als Drache, Monster oder auch Supermodel.

Wie schnell unser Auge einen virtuellen Körper als den eigenen akzeptiert, zeigt die Gummihand Illusion. In diesem Experiment sitzen Probanden an einem Tisch und legen beide Hände auf den Tisch. Die eine Hand wird dabei verdeckt und durch eine danebenliegende Plastikhand ersetzt. Beim gleichzeitigen Berühren der versteckten Hand und der Plastikhand akzeptiert unser Auge die Plastikhand sofort als die eigene und überträgt die Gefühle auf die virtuelle Hand (übrigens ein tolles Experiment, das Sie mit Ihren Kindern ausprobieren können). In einer virtuellen Welt entkoppeln wir uns also fast gänzlich von unserem Körper und finden uns je nach Videospiel im Körper eines Muskelhelden, Massenmörders oder Sexsklaven wieder.

Totale Aufmerksamkeit

Traditionelle Medien wie Fernsehen oder Youtube auf dem Handy können auch als «Rücklehn-Medien» bezeichnet werden, da wir es uns bequem machen und uns mit Unterhaltung berieseln lassen. Videospiele jedoch sind per Definition interaktiv und verlangen eine ständige Mitwirkung. Genau wie eine Ablenkung durch eine Fliege im Auto kann eine Ablenkung in einem Videogame schnell «tödlich» enden. Die Reizüberflutung, verbunden mit der fehlenden Realitätsüberprüfung, kann zu enormen Stresssituationen führen, in der Kinder schlichtweg überfordert sind.

Übelkeit, Stress und Verwirrung sind bekannte Begleiterscheinungen, die mit der virtuellen Reizüberflutung zunehmen.

Das Phänomen «information overflow» ist in der Aviatik schon seit Jahrzehnten bekannt. Kriegspiloten tragen sogenannte Head-mounted-displays, in denen Duzende von zusätzlichen Informationen direkt ins Helmvisier projektiert werden. Die Menge und die kontextuelle Relevanz der Information steht der limitierten Stressresilienz und der Verarbeitungskapazität der Pilotin gegenüber. Übelkeit, Stress und Verwirrung sind bekannte Begleiterscheinungen, die mit der virtuellen Reizüberflutung zunehmen. Demgegenüber hat die VR-Technologie allerdings unglaubliche Chancen im Bereich von Bildung. Stellen Sie sich vor, anstatt ein langweiliges Geschichtsbuch zu lesen, einfach mal in einen römischen Tempel abzutauchen und diesen mit den Klassenkameraden mittels edukativer Schnitzeljagd zu erforschen!

Begleitung beim Ein- und Ausstieg in eine andere Sinneswelt

Jede VR-Erfahrung ist eine Pause der Wirklichkeit, während der wir in eine andere Sinneswelt eintauchen. Gemäss Anita Horn ist es demnach besonders wichtig, dass Kinder bei den Ein- und Ausstiegsphasen von Eltern begleitet werden. Im Vergleich zu einem Kinobesuch, der uns ebenfalls in eine andere Welt transportiert, fehlen beim Auf- und Absetzen der VR-Brillen oftmals Übergangs- und Verarbeitungsrituale. Durch das Anstehen an der Kasse, den Billettkauf, die Zwischenverpflegung in der Pause und das Gespräch über den Film im Anschluss an den Besuch wird das Erlebnis zu einem klar abgegrenzten Geschehen.

Das Besondere, der Lerneffekt und das Faszinosum, das beispielsweise beim selektiven Einsatz der VR-Brille im Kontext des Unterrichtes erfahrbar wird, weichen mit zunehmender Gewöhnung. Wird die VR-Brille als Bewältigungsstrategie gebraucht, um der konflikthaften Auseinandersetzung mit der äusseren Realität zu entkommen, kann ihr Einfluss ? wie beispielsweise auch beim exzessiven Gamen zu beobachten ist ? zu einem Störfaktor für die Mentalisierungsfähigkeit sowie für die authentische Selbstwahrnehmung werden. Beide Fähigkeiten sind aber grundlegend für die psychische Gesundheit und soziale Beziehungen.

Ich erinnere mich, als ich vor ein paar Jahren in einem VR-Game mitgespielt habe und beim Autofahren nach Hause plötzlich nicht mehr sicher war, ob dies jetzt echt oder virtuell war. Besprechen Sie die Erwartungen vor dem Einstieg und die Eindrücke nach dem Ausstieg mit ihren Kindern ? auf diese Weise verankern Sie VR in der Wirklichkeit. 

Inhalte unbedingt überprüfen

Da die Spielenden gezwungenermassen durch die VR-Brillen von der Umwelt abgeschottet sind, erschwert dies auch eine Inhaltsüberprüfung. In VR-Spielzentren wird dazu die Sicht des Spielenden gleichzeitig auf einem Fernseher übertragen. Aus den besprochenen Gründen haben zum Beispiel Shooter Games im VR-Modus eine noch viel tiefere Wirkung, für dessen Verarbeitung und Rückkehr zur Normalität eine entsprechende «Ich-Stärke» vorhanden sein muss. Wie praktisch bei allen unterhaltungstechnologischen Innovationen, ist die Pornoindustrie auch bei VR-Inhalten führend. Letztere erwartet eine 26-fache, weltweite Umsatzsteigerung von pornografischen VR-Applikationen in den nächsten fünf Jahren. Während die Altersfreigaben bei herkömmlichen Videospielen nach wie vor Empfehlungen sind (die ich einzuhalten empfehle), sind wir Eltern bei VR-Games regelrecht aufgefordert, unsere Erziehungsverantwortung wahrzunehmen. 

Zentral sind dabei die Begleitung und die Aufklärungsarbeit. Ich ermutige Sie deshalb alle zu einer eigenen VR-Erfahrung oder zu einem VR-Spiel gemeinsam mit Ihren Kindern. Besprechen und vergleichen Sie danach Ihre Eindrücke. Denn wie bei allen neuen Medien gilt es, dessen Potenzial zu verstehen und auch die positiven Seiten kreativ zu nutzen. Wie sagte einst schon Paracelsus: «Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.»

Was haltet Ihr von Virtual-Reality-Brillen, liebe Leserschaft? Habt Ihr auch schon Erfahrungen gesammelt? Wir sind gespannt auf Eure Kommentare.

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Elterngespräch_Mediennutzung_Schule

Schule, Schuld und Scham

Die Frage nach dem Medienkonsum sorgt für Zündstoff zwischen Schule, Eltern und Schülerschaft. Einige Ratschläge, wie man dieses toxische Thema anspricht.

Liebes Mamablog-Team, ich bin Vater zweier Kinder (7 und 11 Jahre) und Lehrer auf der Sekundarschulstufe in der Agglomeration von Zürich. Momentan bereite ich gerade die Elterngespräche für meine neue Klasse vor. Dies fällt mir in der Regel leicht, wenn es nicht das lästige Thema Mediennutzung gäbe. Viele Eltern behaupten, es gäbe konkrete Bildschirmregeln zu Hause, die meisten ihrer Kinder wissen jedoch nichts davon oder halten diese nicht ein. Da ich vermehrt Schüler und Schülerinnen habe, die wegen Schlafmangel im Unterricht einnicken, muss ich das Thema ansprechen. Sofort fühlen sich die Eltern jedoch angegriffen, starten zum Gegenangriff und verhindern eine konstruktive Kommunikation. Gerne würde ich zu diesem heiklen Thema Elternstimmen hören. Leserfrage von Fabian (47)


Lieber Fabian, Ihr Anliegen scheint mir sehr aktuell und auch sehr wichtig. Wenn es ums Thema Mediennutzung geht, entsteht in der Tat ein schwieriges, fast toxisches Dreieck zwischen Schule, Eltern und Schülerschaft.

Eigentlich wollen wir ja alle nur das Beste für unsere Kinder. Der Bildungsauftrag der Schule beziehungsweise der Lehrpersonen ist durch diverse Gesetze, Lehrpläne und Prozesse genau definiert. Die meisten dieser Texte und Prozesse stammen jedoch noch aus einer Zeit, in der es noch keine Smartphones gegeben hat. Und wenn es um die Nutzung dieser Teile geht, scheiden sich die Geister, entstehen Generationenkonflikte und öffnen sich kulturelle Klüfte. Entsprechend wichtig ist eine empathische und gegenseitig feinfühlige Kommunikation.

Konstatieren anstatt beschuldigen

Nachlassende schulische Leistungen, Konzentrationsschwächen, soziale Isolation oder zunehmende Müdigkeit sind allesamt Symptome, die durch übermässigen Bildschirmkonsum entstehen können.

Bei solchen Beobachtungen ist es als Lehrperson naheliegend, mangelnde Disziplin im Umgang mit digitalen Medien zu vermuten oder sogar die Eltern dessen zu beschuldigen. Dies gilt es zu vermeiden, denn beschuldigte Eltern fühlen sich sofort angegriffen und holen in der Regel zum Gegenangriff aus, da ihr Kind aus ihrer Sicht gut erzogen und einmalig ist. Anstatt zu vermuten oder zu beschuldigen, genügt es, zu konstatieren:

  • «Ich bemerke, dass ihr Kind vormittags sehr müde ist».
  • «Ich beobachte, dass die Konzentrationsfähigkeit in den letzten Wochen erheblich abgenommen hat».

Lassen Sie diese Tatsachen im Raum stehen und beobachten Sie danach die Reaktion. Falls beide Elternteile am Gespräch teilnehmen, löst dies wahrscheinlich ein sofortiger «interner» Dialog zwischen den beiden aus. Danach entsteht in den Köpfen der Eltern das unbehagliche Gefühl, dass Sie ihnen als Lehrperson mangelnde Disziplin oder fehlende Medienerziehung vorwerfen könnten. Diese Gedanken lassen wiederum Schuld- und sogar Schamgefühle entstehen. Vermeiden Sie jetzt diese beklemmende Situation mit weiteren, nicht beschuldigenden und offenen Fragen.

  • «Haben Sie ähnliche Symptome beobachtet?»
  • «Falls ja, haben Sie Erklärungen dazu?»

Raus aus der Lehrerrolle und den Elternhut aufsetzen

Falls hier das Thema Gaming, soziale Medien und Handy etc. von den Eltern noch nicht erwähnt wird, schlüpfen Sie aus der Lehrerrolle und tragen Sie kurz den Elternhut. Erzählen Sie als Vater von der unsäglichen Schwierigkeit bei Ihnen zu Hause, verbindliche Bildschirmregeln für Ihre beiden Söhne aufzustellen, dies dem verschiedenen Alter der beiden Buben gerecht zu gestalten, die Einhaltung regelmässig zu überprüfen und die Konsequenzen beim Regelbruch einzuhalten. Erzählen Sie auch, wie Sie sich regelmässig dabei ertappen, selbst die Regeln nicht einzuhalten und wie verdammt schwierig es für Sie sei, eine konsequent gute Vorbildrolle zu sein.

Spätestens jetzt ist das Fundament für eine offene und konstruktive Diskussion geschaffen. Die Schuld- und Schamgefühle verblassen und ein lösungsorientierter Dialog auf Augenhöhe entsteht.

Wir sind als Gesellschaft von der rasanten digitalen Entwicklung überfordert und haben für solche Anschuldigungen schlicht weder Raum noch Zeit.

Erlauben Sie mir hier auch einen wichtigen Hinweis an alle Eltern. Versuchen Sie bei jedem Gespräch mit der Lehrperson, letztere als Mutter oder Vater wahrzunehmen, die den genau gleichen Herausforderungen ausgesetzt ist. Es handelt sich ja schliesslich nicht um ein Gespräch beim Kundendienst, wo Sie sich über mangelnde Wertschätzung ihres Kindes beklagen. Wir sind als Gesellschaft von der rasanten digitalen Entwicklung überfordert und haben für solche Anschuldigungen schlicht weder Raum noch Zeit.

Erinnern Sie sich vor dem Gespräch, dass die Lehrperson in einer immer komplexer werdenden digitalen Gesellschaft die leidtragende Person ist, die mit den Konsequenzen von unkontrollierter Bildschirmnutzung umgehen muss, ohne aber einen verbindlichen Einfluss auf die Ursachen zu haben.

Lifehacks, Beratung ? ganz ohne Vorurteile

Offerieren Sie als Lehrperson den Eltern Hilfe beim Bildschirmregeln erstellen (hier finden Sie einen hilfreichen Lifehack). Organisieren Sie, wenn nötig Diskussionsrunden unter Eltern oder auch einen Elternabend, wo es ausschliesslich ums Thema digitale Medien geht.

Immer mehr Schulen bieten via Schulsozialdienst oder aber die Gesundheitsförderung spezifische Unterstützung zum Thema Medienerziehung oder organisieren wöchentliche Beratungsstunden mit Fachpersonen. Einige Schulen und Gymnasien sind auch dabei, eine «peer-to-peer»-Medienerziehungsunterstützung aufzubauen, bei der ältere Schüler und Schülerinnen die jüngeren unterstützen, sich vor den (Sucht)Gefahren von Games, sozialen Medien und dem Handy zu schützen.

Vorbehaltlos und vor allem vorurteilslos über die enormen Herausforderungen der Medienerziehung zu sprechen ist die beste Voraussetzung zu einem gesunden und bewussten Umgang mit digitalen Medien.

Dieser Artikel wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 9. September 2022 publiziert.

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Techfreie Erziehung zum Wohle der Kinder: Denn das Smartphone sollte vor der Nutzung verstanden werden. Illustration: Benjamin Hermann

Stimmt es, dass die Kinder von Techbossen keine Handys haben? 

ELTERNFRAGE ZUR MEDIENERZIEHUNG

„Immer wieder höre ich von Geschichten, dass die Bosse der führenden Technologieunternehmen im Silicon Valley ihre Kinder viel strenger erziehen als allgemein üblich. Ihre Kinder schicken sie in Rudolf Steiner Schulen und anstatt Handys gibt es konsequent Waldspielgruppen und Holzspielzeuge. Wie viel stimmt von alldem und falls es zutrifft, wie lässt sich das erklären?“ Leserfrage von Boris aus Zürich


Lieber Boris, danke für die Frage. Dieses Thema wird tatsächlich seit Jahren immer wieder in verschiedenen Medien diskutiert, teils ideologisch emotional, teils faktenbasiert und wissenschaftlich. Ich werde mir in diesem Text entsprechend erlauben, die Spannbreite von wissenschaftlichen Erkenntnissen bis hin zu meinen väterlichen und beruflichen Erfahrungen auszuschöpfen.

Vier kulturelle Grundkompetenzen

Die Basis und sogleich der kulturelle Grundpfeiler unseres Bildungssystems ist die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können. Sobald unsere Kinder die sechsundzwanzig Buchstaben und zehn Zahlen kennen, werden Kombinationen geübt. So entstehen Wörter und zusammengesetzte Zahlen. Die eigentliche Magie dahinter besteht darin, dass gleichzeitig lesen und schreiben gelernt wird. Wir sind also nicht nur «Konsumenten» von Texten und Zahlen, sondern wir werden zugleich zu potenziellen Schriftstellerinnen, Poeten und Mathematikerinnen erzogen. Heute sprechen wir von der «digitalen Kompetenz» als vierte kulturelle Grundkompetenz. In der digitalen Bildungsentwicklung unterlief uns jedoch ein epochaler Fehler. 

Und so passierte es, dass Informatik mit Anwenderkompetenz verwechselt wurde.

In den frühen Achtzigerjahren wurde durch die Erfindung von Microsoft Windows die grafische Benutzeroberfläche dem breiten Publikum zugänglich. Die eigentliche Revolution dieser Windows waren die Pop-up-Fenster, die das Bedienen von Programmierzeilen vereinfachten beziehungsweise Letztere verdeckten. Das User Interface (Schnittstelle zwischen Mensch und Computer) war erfunden und nistete sich in Windeseile zwischen Programmierer und Benutzer ein. Und so passierte es, dass Informatik mit Anwenderkompetenz verwechselt wurde. Wir erlagen der kollektiven Illusion, dass das effiziente Bedienen von vielen Windows etwas mit Informatik zu tun hätte. In der Realität jedoch wurden wir zu Bedienern degradiert und Schicht um Schicht vom Programmiercode entfernt. 

Eine Generation von Anwendern

Dieser digitale Keil, der jahrelang zwischen dem Bedienen des Fensters (lesen) und dem Codieren (schreiben) geschlagen wurde, liess eine ganze Generation zu einer «Read only»-Generation heranwachsen. Durch die schleichende Entfernung vom eigentlichen Programmieren, hin zum Nutzen von Software-Anwendungen, wurden wir zu Anwenderinnen und Anwendern erzogen. Erst seit der Einführung des Lehrplans 21 der Deutschschweizer Kantone konnten unsere Schulen dieser gefährlichen Entwicklung entgegenwirken. 

Die digitale Elite im Silicon Valley ist sich dieser Entwicklung gezwungenermassen sehr bewusst. Und so erstaunt es auch nicht, dass viele Tech-Manager ihre Kinder im Umgang mit digitalen Medien strenger erziehen. Grundsätzlich gibt es dafür zwei Hauptgründe: Einerseits um zu verhindern, dass die Kinder nur zu Anwenderinnen und Anwendern und Softwarenutzenden heranwachsen, andererseits um sie vor dem enormen Suchtpotenzial von Videogames und «sozialen» Plattformen zu schützen. 

Erfolgsrezept: Waldorfer Medienpädagogik

Medienpädagogik ist ein zentraler Baustein der Rudolf Steiner Schulen. Die ersten sieben Jahre sind jedoch auf analoge Medien gerichtet, um den Kindern möglichst umfassende Kompetenzen für die reale Welt zu geben. Darauf aufbauend werden ab dem zwölften Lebensjahr digitale Medienkompetenzen gelernt. Auch hier hat das Verstehen der Technologie mindestens das gleiche Gewicht wie das Anwenden von Programmen. So wird zum Beispiel ein alter Computer in Einzelteile zerlegt, um genau zu verstehen, wie dieser funktioniert. Die Kinder lernen Programmieren, logisches Denken und Probleme in Teilprobleme zu teilen, um Lösungen zu erarbeiten (in der Pädagogik wird dies auch «computational thinking» genannt). Die steigende Beliebtheit von Waldorfschulen (allein in Kalifornien gibt es vierzig Schulen) und die Erfolgsquoten der Schülerinnen und Schüler (94 Prozent der Abgängerinnen und Abgänger schaffen es danach ins College) zeugt vom Erfolg der Waldorfer Medienpädagogik.

Es ist auch kein Geheimnis, dass viele Silicon-Valley-Manager für ihre Kinder eine möglichst techfreie Erziehung anstreben. Sowohl der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs als auch Google-CEO Sundar Pichai und Snapchat-CEO Evan Spiegel hatten Smartphones unter 10 Jahren verboten und die Bildschirmzeit ihrer Kinder streng kontrolliert.

Das Smartphone ist zweifellos eine geniale Erfindung, die uns als omnipräsentes Werkzeug in praktisch jeder Lebenssituation zur Hilfe steht. Es sollte jedoch genau als solches wahrgenommen werden. Ob Hammer, Stichsäge oder Sackmesser, jedes Werkzeug muss vor seiner Nutzung verstanden werden. Das Smartphone sollte hier keine Ausnahme darstellen. Da es für ein Kind unter zehn Jahren praktisch unmöglich ist, die komplexe digitale Technologie hinter dem glatten Bildschirm zu verstehen, macht ein elterlicher Schutz vor diesem «Werkzeug» Sinn. Sobald ein bewusster und gesunder Umgang mit sozialen Medien, Videospielen erlernt ist, wird auch die rein quantitative Bildschirmzeit weniger wichtig.  

Oder wann hat Ihr Kind das letzte Mal eine Gebrauchsanleitung für Software gelesen?

Im Lehrplan 21, der im Kanton Zürich seit 2018 angewendet wird, wird das Thema «Medien und Informatik» als Modul oder auch «transversales Fach» gelehrt. Richtigerweise wird dabei zwischen Medienbildung (kritisches Denken und Medienverständnis), informatischer Bildung (computational thinking und coden) und Anwenderkompetenzen (Nutzung von Programmen) unterschieden. Da die Silicon-Valley-Konzerne alles daransetzen, dass die Anwendung ihrer Erzeugnisse so einfach wie möglich ist (wann hat Ihr Kind das letzte Mal eine Gebrauchsanleitung für Software gelesen?), sollte der Fokus der Medienbildung in der kritischen Selbstreflexion und im informatischen Grundverständnis liegen. Unsere elterliche Unterstützung in der Medienerziehung ist hierbei unerlässlich. Nicht alle Kinder werden programmieren können, aber alle Kinder sollten wissen, was Programmiererinnen und Programmierer können. 

Dieser Artikel wurde erstmals publiziert im Tages-Anzeiger vom 22. April 2022

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Ist Mein Sohn Handysüchtig?

Ist mein Kind handysüchtig?

Selbst auf dem Skilift und WC ? der Sohn einer Leserin kann seinen Blick nicht mehr vom Handy lassen. Normales Verhalten oder bereits eine Sucht? Dazu einige Definitionen und Tipps.

Als wir mit Freunden in den Skiferien waren, hat sich unser Ältester (14) jeweils nur widerwillig von seinem Handy getrennt. Und dies, obwohl auch noch andere Kinder zugegen waren. Wo er stand und sass, starrte er in sein Ding. Auf dem Skilift, auf dem WC, selbst beim Laufen konnte er seinen Blick nicht vom Bildschirm lassen. Mir ist bewusst, dass sich heutzutage sehr viele Menschen so verhalten, aber wenn man es beim eigenen Kind beobachtet, läuft es einem schon kalt den Rücken runter. Ab wann spricht man eigentlich von einer Handysucht? Leserfrage von Pia aus Zürich

Liebe Pia, besten Dank für Ihre Frage. Durch die teils markant gestiegene Bildschirmzeit während der Pandemie ist Ihre Frage aktueller denn je. Lassen Sie uns erstmals das Wort «Sucht» so gut wie möglich klären, um danach die Symptome von Handy-, Game- oder Internetsucht zu diskutieren und schlussendlich einige Tipps zur Suchtprävention zusammenzustellen.

Was ist Sucht?

«Handysucht», «Gamesucht», «pathologischer Internetgebrauch», «Internetsucht» oder «Onlinesucht» sind alles austauschbare Begriffe. Obwohl es zunehmend wissenschaftliche Forschungen und Studien zum Thema gibt, fehlt eine einheitliche Definition. Es wird deshalb auch der Begriff von internetbezogenen Störungen (IBS) benutzt. Als diagnostizierbare Krankheit hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2018 eine «gaming disorder» definiert. Die Erforschung von Verhaltenssüchten (Computerspielsucht, Pornosucht, Kaufsucht usw.) ist noch recht jung, da sich die Suchtforschung traditionell immer sogenannten Konsumsüchten (Alkohol, Tabak usw.) widmete.

Damit wir also überhaupt von Sucht reden können, muss sich das Kind der Schädlichkeit seines Verhaltens bewusst sein.

Um mit Computerspielsucht diagnostiziert zu werden, muss ein Kontrollverlust, eine erhöhte Priorität fürs Gamen, eine gleichzeitige Vernachlässigung von anderen Interessen oder Aktivitäten sowie eine Fortsetzung oder Zunahme trotz schädlicher Auswirkungen erkennbar sein. Damit wir also überhaupt von Sucht reden können, muss sich das Kind oder der Erwachsene der Schädlichkeit seines Verhaltens bewusst sein.

Wie erkenne ich eine Sucht?

Gemäss der JAMES Studie 2020 liegt die durchschnittliche, tägliche Handyzeit von Jugendlichen zurzeit bei 3 Stunden und 47 Minuten unter der Woche und bei 5 Stunden 16 Minuten an Wochenendtagen, was einer fast zweistündigen Zunahme innerhalb von zwei Jahren gleichkommt. Die stetig steigende Bildschirmzeit ist ein rein quantitatives Indiz auf ein eventuelles Suchtverhalten. Andere Anzeichen sind ein steter Wunsch oder Zwang, das Handy anzuschalten ? vielfach aus Angst, etwas zu verpassen. Hier spricht man auch von «Fomo», eine englische Abkürzung für «Fear of missing out». 

Wenn dazu noch Vernachlässigungen von Pflichten (z. B. Hausaufgaben, Training), Freundschaften oder sozialen Kontakten kommen sowie andere Beeinträchtigungen wie Schlafmangel, Isolation oder Konzentrationsschwierigkeiten, spricht man von einem suchtartigen Verhalten.

Da es keine generell gültige Handyzeit gibt und es auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen reellem und virtuellem Leben ankommt, sollten Eltern vor allem auf die oben beschriebenen Symptome Acht geben. Als schnelle Selbsteinschätzung empfiehlt es sich, einen Selbsttest zu machen. Je nach Resultat macht es allenfalls Sinn, eine Fachperson oder eine Fachstelle für Internet-Suchtprävention aufzusuchen.

Was kann ich dagegen tun?

Grundsätzlich sollten wir uns vergegenwärtigen, dass sowohl die «sozialen» Plattformen als auch die Free-to-play-Games keineswegs «gratis» sind. Da wir mit unseren Daten bezahlen und da wir nur Daten generieren, wenn wir online sind, sind sowohl die sozialen Plattformen, wie auch die Free-to-play-Spiele darauf optimiert, uns so schnell wie möglich süchtig zu machen. Dazu kann ich ihnen den Film «Das Dilemma mit den Sozialen Medien» auf Netflix empfehlen. Schauen sie den Film am besten mit den Kindern an und diskutieren Sie danach darüber. Mediensuchtprävention funktioniert am besten, wenn diese zusammen mit den Kindern erarbeitet wird und wenn wir den Kindern die gesundheitlichen Folgen erklären können.

Bei allem Erklären sind jedoch klare Handy- und Internetnutzungsregeln, vor allem im Alter zwischen zwei bis etwa fünfzehn Jahren, unabdinglich (wobei ein Handy unter zehn Jahren vermieden werden sollte). Am besten gelingt dies, wenn die Regeln zusammen mit dem Kind ausgearbeitet werden. Diskutieren Sie offen und konstruktiv und nehmen Sie die Argumente der Kinder ernst. Erklären Sie den Kindern auch die gesundheitlichen Risiken: dass die Frequenz des blauen Lichtes des Handys für die Netzhaut des Auges schädlich sein kann, dass die Aggressionen nach einem knapp verlorenen Shootergame störend sind und dass der Wunsch nach perfektem Aussehen depressive Gefühle wecken kann, da die Vorbilder allesamt mit zig Filtern nachbearbeitet sind.

Kinder sind sich durchwegs bewusst, dass es Regeln und Grenzen braucht, und wünschen sich dabei auch die elterliche Hilfe.

Die Chancen, dass Regeln eingehalten werden, sind viel höher, wenn das Kind die Gründe der Regeln versteht anstatt es die elterliche Autorität einfach schlucken muss. Scheuen Sie sich jedoch nicht, gewisse Grundregeln (z. B. kein Handy beim Essen, Handy vor dem Schlafen aus dem Schlafzimmer, kein Ego-Shooter-Game vor dem Einschlafen, mindestens acht Stunden Schlaf, Altersfreigaben respektieren) resolut durchzusetzen, denn die Verantwortung liegt bei Ihnen.

Erstellen Sie einen schriftlichen Vertrag zum Beispiel mit dieser Website, bei der Sie viele vorgefertigten Regeln zusammenstellen und anpassen können. Ein fairer Vertrag sollte auch unsere elterliche Verantwortung miteinbeziehen. So kann eine Regel uns beispielsweise verbieten, das Kind beim konzentrierten Gamen zu unterbrechen. Wir sollten uns auch verpflichten, unserer Vorbildrolle bei der eigenen Bildschirmnutzung gerecht zu werden.

Alternativen schaffen

Gemäss neuen Studien sind sich Kinder durchwegs bewusst, dass es Regeln und Grenzen braucht, und wünschen sich dabei auch die elterliche Hilfe. Viele Jugendliche versuchen bereits selbst, weniger Zeit am Handy zu verbringen, schaffen es aber nicht. Als ich vor ein paar Wochen mit einer Zürcher Gymnasiumsklasse Alternativen oder Handysucht-Abhilfen erarbeitete, haben Schülerinnen empfohlen, dass Swisscom mit jedem neuen Handy gleichzeitig ein Handygefängnis verkaufen sollte, um das Objekt der Begierde wegzusperren!

Helfens Sie den Kindern generell, den Zugang zum Handy zu erschweren (Ladekabel in der Küche fixieren; Handybox, wo nach einer gewissen Zeit die Smartphones versorgt werden). Die Apps mit hohem Suchtpotenzial wie Tiktok oder Snapchat können auf dem Handy auch in ein eigens dafür geschaffenes Menü gesteckt werden, das beispielsweise als letzte Menüseite angezeigt wird. Unterstützen Sie die Kinder beim Erarbeiten und Erfinden von Alternativen wie Gesellschaftsspiele oder Outdooraktivitäten. Am besten gelingt dies, wenn wir sie aktiv unterstützen und zum Beispiel handyfreie Familientage organisieren.

Falls jedoch Symptome wie Isolation, Vernachlässigung von sozialen Kontakten, Essstörungen, Konzentrationsschwäche gepaart mit zunehmender Bildschirmzeit anhalten, empfiehlt es sich, externe Unterstützung zur Medienerziehung beizuziehen.

Dieser Artikel erschien erstmals im Tages-Anzeiger am 18. Februar 2022

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Nur brave Kinder dürfen gamen ?

Wir haben mit unseren Kindern (8 und 10) folgenden Deal: Wenn sie sich nicht an Abmachungen halten ? nicht reinkommen, wenn wir sie rufen, ihre Teller nicht abräumen etc. ? bestrafen wir sie mit Geräteentzug. Nun hat mir kürzlich eine Freundin gesagt, dass eine solche Art der Bestrafung kompletter Unsinn sei, weil sie zum einen nichts mit dem Regelverstoss zu tun hat und zum anderen die Geräte für unsere zwei Buben nur noch interessanter werden. Stimmt das wirklich? Wie seht ihr das? Leserfrage von Simone auf Effretikon.

Liebe Simone, danke für Ihre Frage. Belohnungs- und Bestrafungssysteme sind so alt wie die Menschheit selbst. Beim genaueren Hinschauen gleicht unser Leben einem einzigen Hindernislauf zwischen Belohnung und Bestrafung. Ein Säugling muss kurz aufschreien, damit er mit Milch belohnt wird. Kleinkinder werden mit Lächeln und aufmunternden Worten belohnt, sobald Sie auf das Bild der Katze zeigen und «miau» sagen können.

Unsere ganze Gesetzgebung ist ein einziges Belohnungs- und Bestrafungswerk.

Wenn unsere Kinder dann später mit dem Velo auf dem Trottoir fahren, erhalten sie als Bestrafung die erste Busse. Unsere ganze Gesetzgebung ist ein einziges Belohnungs- und Bestrafungswerk. Halten wir uns an die Regeln, werden wir mit Freiheit belohnt, verstossen wir gegen das Gesetz, werden wir bestraft. Und wer sich das ganze Leben lang an die Regeln gehalten hat, den erwartet im Jenseits das Paradies als ultimative Belohnung.

Kausale Beziehung zwischen Regelverstoss und Strafe

Belohnungen und Bestrafungen haben immer zum Ziel, einen Einfluss auf unser Verhalten zu haben. Aus erzieherischer Sicht macht es Sinn, wenn immer möglich eine kausale Beziehung zwischen Regelverstoss und Strafe zu haben. Am besten ist es, die Regeln mit den Kindern gemeinsam zu erstellen und dabei auch den Sinn der Regel zu erklären. Unbegründete Regeln sind viel schwieriger zu verstehen und zu befolgen. Wenn also die Strafe für eine nicht eingehaltene Regel in direktem Zusammenhang mit dem Verstoss steht, unterstützt die Regel das Kind beim Verstehen und beim Erbringen des erwarteten Verhaltens.

So muss vielleicht die- oder derjenige, der das Geschirr nach dem Essen nicht abräumt, beim nächsten Essen das Geschirr der ganzen Familie wegräumen, oder muss den Abfallsack runtertragen. Das Ziel der Regel ist Hygiene und Ordnung im Haushalt und die Strafe unterstützt das Ziel direkt.

Einfache und möglichst wenig Regeln

Grundsätzlich empfehle ich, einfache und möglichst wenig Regeln aufzustellen, ganz nach dem Motto: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Je mehr Regeln wir aufstellen, desto schwieriger und aufwendiger wird auch die Kontrolle der Regelumsetzung. Um uns die Bestrafung einfach zu gestalten, orientieren wir uns vielfach an der Frage «wo tut es am meisten weh?» anstatt «wie lernt das Kind am effizientesten, sich den sozialen Normen einzufügen?».

Dass ein Verbot die Faszination und Attraktivität eines Objektes steigert, wissen wir aus vielen psychologischen Studien.

Wenn wir also eine Pauschalstrafe in Form von Handyentzug oder Gamekonsolen-Entzug für alle Regelverstösse einführen, vereinfacht dies unser «Regel-Management», ist jedoch pädagogisch nicht empfehlenswert. Dass ein Verbot die Faszination und Attraktivität eines Objektes steigert, wissen wir aus vielen psychologischen Studien. So kann eine Pauschalbestrafung mit Handyentzug das Suchtpotenzial des Handys zusätzlich steigern, da es durch das nicht kausal zusammenhängende Verbot zusätzlich zum Objekt der Begierde wird.

Suchtpotenzial von Geräten nicht unterschätzen

Wenn wir also die Bildschirme oder Gamekonsolen einziehen, sollte dies idealerweise immer in Bezug zu unserer Medienerziehung stehen. Diesbezüglich ist Geräteentzug nicht nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht als Erziehungsberechtigte. Computerspiele, «soziale Medien» und das Handy allgemein haben ein enormes Suchtpotenzial. Neuropsychologische Untersuchungen bestätigen, dass Reize und Impulse aus Videogames den Reizen aus dem realen Leben quasi in nichts nachstehen. Das Lustzentrum (Nuccleus accumbens) des Hirns schüttet bei solchen Reizen Dopamin als Glückshormone aus. Dieses Glücksgefühl wird danach vom Stirnhirn kontrolliert und reguliert.

Da das Stirnhirn erst im erwachsenen Alter ausgewachsen und voll funktionsfähig ist, lassen sich Kinder viel mehr von Glücksgefühlen leiten. Dies wird von den Anbietern «sozialer» Plattformen und Videospielen ausgenützt. Die meisten Produkte werden gratis angeboten, um die Nutzerinnen und Nutzer danach so schnell wie möglich abhängig zu machen.

Spielerisch bleiben

Unterstützen Sie Ihre Kinder beim Suchen von Alternativen zu Bildschirmzeit. Versuchen Sie auch, diese Alternativen besonders attraktiv zu machen. Dies kann durch einfache und spielerische Tricks gelingen; versprechen Sie zum Beispiel, beim Kartenspiel oder Verkleidungsspiel mitzuspielen. Spielerische Elemente in Regeln einzubringen, ist eine hervorragende Taktik, um es einfacher und attraktiver zu machen. Ein geniales Beispiel dieser sogenannten Gamification war das Wort «Triffsch?» auf öffentlichen Abfalleimern in mehreren Zürcher Gemeinden. Mit einem einzigen Wort (das langweilige Anti-Littering-Regeln ersetzte) wurde aus einer erwarteten Haltung ein Spiel.

Vergessen Sie dabei jedoch nie, dass Kinder vor allem spielen wollen und spielen sollen.

Nutzen Sie die Bildschirmzeitdaten der ganzen Familie und schreiben Sie diese auf ein Scoreboard auf dem Kühlschrank. Belohnen Sie die bestgenutzte Bildschirmzeit (dank dem Youtubeclip zum besseren Verständnis, wie man irreguläre französische Verben konjugiert, gab es einen glatten Sechser). Genau wie auch unser Lohn immer mehr von Performance-Indikatoren abhängt, können Sie die Bildschirmzeit-Regel auch direkt vom Spiel abhängig machen (nutzen sie z. B. den FIFA Trainer Modus im Fifa-Spiel, um die darin vorgeschlagene Verbesserung der Passquote anzuwenden).

Vergessen Sie dabei jedoch nie, dass Kinder vor allem spielen wollen und spielen sollen. Nutzen Sie diese kreative Form von Regeln und Belohnungen, um spielerisch in Kontakt zu bleiben. Da es mit zunehmender Zeit schwieriger wird, Regeln einzuhalten, ist es auch empfehlenswert, die Kinder beim Einhalten zu loben. Selbstverständlich sind Regeln immer auch den familiären, individuellen und kulturellen Gegebenheiten anzupassen.

Dieser Artikel ist erstmals im Tages-Anzeiger vom 3. September 2021 erschienen

Nur brave Kinder dürfen gamen ? Lire la suite »

Ein Tablet zu Weihnachten?

Wo ich hinschaue, im Tram, im Bus, im Restaurant ? überall begegnen mir Kinder, die am Tablet kleben. Die meisten von ihnen können knapp sprechen. Mich stimmt das traurig, denn ich halte nicht viel davon, ein Kind mit einem Gerät ruhig zu stellen. Nun findet aber mein Mann, dass ich ganz schön veraltete Ansichten vertrete, und möchte unserem Fünfjährigen ein Tablet zu Weihnachten schenken. Durch die frühe Mediennutzung würde unser Sohn kognitive und motorische Fähigkeiten erlernen, die ihm in Zukunft nützlich sein würden, so seine Ansicht. Wie seht ihr das? Leserfrage von Denise (39) aus Zug.

Liebe Denise, machen Sie ? Ihrem fünfjährigen Sohn zuliebe ? alles, um das Tablet-Geschenk so lange wie möglich hinauszuzögern.

Stellen wir uns vor, ich hätte vor dreissig Jahren während der Stosszeit auf dem Paradeplatz auf einem Podest gestanden und den Leuten prophezeit, dass drei Jahrzehnte später, alle Jugendlichen der Schweiz mit einem Fernseher im Hosensack rumlaufen würden, mit dem Sie sämtliche Kanäle der Welt schauen und gleichzeitig ihre Hausaufgaben machen könnten. Und mit dem sie miteinander spielen könnten. Und mit dem die Eltern sie jederzeit orten könnten. Und der auch gleich das Trambillett, den Taschenrechner, die Musiksammlung, das Lexikon und die Fotokamera ersetzt.

Begeisterung für digitale Medien versus Kleinkinderziehung

Meine Chancen auf eine direkte Einweisung in die psychiatrische Klinik wären gross gewesen. Sie haben es bemerkt, die beschriebene Utopie ist zu hundert Prozent unsere Realität. Die schier unendliche Faszination, die wir für leuchtende, flache Vierecke mit ständig ändernden Pixeln entwickelt haben, ist also durchaus berechtigt. Meine Begeisterung für die digitale Technologie hat jedenfalls in all den Jahren an nichts eingebüsst.

Vor 21 Jahren war ich zusammen mit meiner damals schwangeren Lebensgefährtin in einer Ultraschalluntersuchung und habe mit meinem klobigen, aber damals modernsten Handy Tonaufnahmen des schnellen Herzschlags unseres ersten Sohnes gemacht. Noch am gleichen Abend stellte ich die Aufnahme auf eine eigens dazu eingerichtete Webpage, um damit die Tanten, Onkel und zukünftigen Grosseltern in der Schweiz, in Deutschland und in Chile zu beglücken (ich wohnte damals in Kanada).

Wenn Sie mir heute sagen würden, ich hätte eine fahrlässige virtuelle Frühgeburt mit eklatantem Eingriff in die Privatsphäre meines Fötus-Sohnes begangen, dann wäre ich mit Ihnen grösstenteils einverstanden.
Unsere unermessliche Begeisterung für digitale Medien den Bedürfnissen der Kleinkinderziehung und dem körperlichen Entwicklungsprozess gleichzusetzen, ist ein fataler Trugschluss.

Alle Sinne zu trainieren, macht Sinn

Menschliche Intelligenz beruht grösstenteils darin, mit welcher (kognitiven) Kapazität wir «Sinn» aus jeder erdenklichen Situation machen können. Um dies zu erreichen, sind wir wiederum auf unsere fünf klassischen Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen angewiesen (für die Interessierten: Rudolf Steiner hat in seiner Lehre von 12 Sinnen gesprochen). Wenn also ein einjähriges Kind im Hochstuhl Essen auf den Boden schmeisst, erlernt es nicht nur die verschiedenen Texturen, Temperaturen und Gerüche von Esswaren, sondern hat gerade dazu noch die Gravitationskraft entdeckt. Dazu gibt es keine App.

Hören

Wenn wiederum jugendliche Ohren vorwiegend mit Airpods zugestopft sind, dann gewöhnt sich das Gehör an hoch komprimierte, künstlich zusammengestauchte MP3-Frequenzen und verlernt allmählich (oder, schlimmer noch, erlernt gar nie) das Hören des menschenmöglichen Hörspektrums.

Sehen

Wenn von Geburt an neugierige Augen dazu trainiert und erzogen werden, stundenlang auf kleine, leuchtende Vierecke zu starren, dann zieht dies unweigerlich eine Verkümmerung des Sehvermögens nach sich. Dies ist übrigens der Grund, weshalb in japanischen und südkoreanischen Grundschulen die Kinder während der Pause die Landschaft beobachten müssen ? um die durch Bildschirme vernachlässigte Weitsicht zu trainieren.

Fühlen

Das Fühlerlebnis eines Tablet-Kindes wird auf monotones Bildschirmstreicheln reduziert, während möglichst variantenreiche und differenzierte Berührungen mit Händen und Füssen bis ins hohe Kindesalter essenziell für die Ausprägung der Grob- und Feinmotorik sind.

Riechen

Den Geruchs- und Geschmackssinn setzen wir gänzlich der Verkümmerung aus, da es bis heute noch nicht gelungen ist, digitale «Geschmacksdrucker» mit verschiedenen, sich dynamisch vermischenden Duftpatronen auf den Markt zu bringen.

Echtes Erleben fördern

So ist es kaum erstaunlich, dass das sensorielle Erlebnis (und die damit verbundene frühkindliche Entwicklung) durch übermässigen Bildschirmkonsum geradezu verkrüppelt.

Die Zukunft wird uns sagen, ob die unbestritten interessanten und neuen kognitiven Fähigkeiten des Multitaskings und Echtzeit-Verarbeitens von Unmengen von Inhalten den Verlust von echtem Erleben wettmachen kann. Ich wage, dies lautstark zu bezweifeln, will aber nichts behaupten. Bei der Eröffnung der ersten Bahnstrecke der Schweiz von Zürich nach Baden im Jahre 1847 gab es einen Facharzt, der ein unwillkürliches Verderben des menschlichen Gehirnes voraussagte, provoziert durch die mit dreissig Stundenkilometer vorbeirauschende Landschaft.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Bildschirmabstinenz soll und kann nicht das Ziel sein, zumindest nicht ab vier Jahren. Als ich jedoch kürzlich in einem Zürcher Gymnasium den Schülerinnen und Schüler die Frage stellte, was sie im Umgang mit digitalen Medien beunruhigt oder ihnen Angst macht, kam folgende Antwort: «Nicht mehr persönlich mit Leuten zu reden. Nichts mehr persönlich zu erleben». Ein tiefer Einblick in die Sorgen eines Screenagers, der die langfristigen Gefahren der digitalen Welt erkannt hat.

Oder noch besser, liebe Leserinnen und Leser: Teilen Sie Ihre kreativen Bildschirm-Alternativen gleich in der Kommentarfunktion unten und beweisen Sie uns allen, dass zumindest die letzten drei Minuten nützlich waren, um einen kollektiven Akt von Kreativität auszulösen.

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Bildschirmzeit für Eltern

Brauchen auch Eltern feste Bildschirmzeiten?

Netflix schauen während dem Stillen und auf dem Spielplatz kurz auf Insta: Worauf Eltern als Vorbilder achten sollten.

Liebes Mamablog-Team, immer wieder lese ich in letzter Zeit, dass wir als Eltern schon möglichst früh darauf achten sollten, das Handy nicht ständig zu benutzen. Beziehungsweise, dass sich unser Auf-den-Bildschirm-Starren bereits negativ auf Babys und Kleinkinder auswirken kann. Gibt es dafür Belege? Denn ich muss zugeben: Seit meine Tochter vor acht Monaten auf die Welt gekommen ist, ist mein Handykonsum bestimmt nicht weniger geworden. Beispielsweise habe ich auch während dem Stillen die Zeit genutzt, um kurz bei Insta vorbeizuschauen oder auch mal eine Serie auf Netflix zu schauen. War ich ihr damit bereits ein schlechtes Vorbild? Leserfrage von Vanja

Liebe Vanja, danke für Ihre Frage. Es ist tatsächlich so, dass Eltern immer besser und kompetenter darin werden, die Bildschirmzeit der Kinder zu kontrollieren. Viele Apps stehen zur Beschränkung und Überwachung der Bildschirmnutzung zur Verfügung (Temps d'écran heisst die native App von Apple, Digital Wellbeing diejenige von Google). Um Nutzungsverträge zwischen Eltern und Kinder zu erstellen, empfehle ich die Webseite mediennutzungsvertrag.de, mit der Sie im Handumdrehen einen fairen und gegenseitig verbindlichen Vertrag erstellen können.

Es geht um die Qualität von Aufmerksamkeit

Doch wie sieht es eigentlich mit unserer elterlichen Vorbildrolle aus? Im Vergleich zu den immer zahlreicheren technologischen Kontrollmöglichkeiten von Eltern (böse Zungen behaupten, das Geschäftsmodell von Silicon Valley beruhe darauf, selbst geschaffene Probleme zu lösen), gibt es zum Thema elterliche Vorbildfunktion kaum wissenschaftliche Erkenntnisse oder gar Apps.

In der Forschung spricht man häufig von «Technoference» und von «Phubbing». «Technoference» kommt von «Technological Interference» und beschreibt die Unterbrechung eines menschlichen Kontaktes durch die meist impulsive Nutzung von Bildschirmmedien. Auch «Phubbing» ist eine moderne Fusion der englischen Wörter «Phone» und «Snubbing» (brüskieren, verächtlich behandeln, vor den Kopf stossen). Beide Begriffe stehen also für einen zumeist bewussten Vorzug des Handys gegenüber einer aktuellen, persönlichen Interaktion. Wir sprechen hier von den zahllosen «ich chume grad», «wart schnäll», die wir uns als Antwort von beschäftigten «Screenagern» gewohnt sind.

Widerstehen Sie dem Bildschirm und lassen Sie Ihr Kind das Tal der Langeweile alleine durchschreiten.

Inwieweit dieses Verhalten einem von uns Eltern vorgelebten Lebensstil nachahmt, ist die Kernfrage eines noch sehr jungen Forschungszweiges, dem sich auch Eva Unternährer von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel widmet. Es geht grundsätzlich nicht nur um einen bewussten Gebrauch unserer Aufmerksamkeit, sondern explizit auch um die Qualität der Aufmerksamkeit zwischen Eltern und Kindern.

Ein Kleinkind spürt schon sehr früh, ob ein «Wow, so schön!» der Eltern als Reaktion von infantilem Gekritzel ernst gemeint ist oder nicht. Zunehmende Evidenz von Forschungen bestätigen, dass ein regelmässiges «Phubbing» von Eltern einen negativen Einfluss auf die Eltern-Kind-Beziehung hat. So kann diese Beziehung sowie auch das Selbstwertgefühl von Kindern durch anhaltende «Technoference» geschwächt werden. Dies wiederum kann einen erhöhten Medienkonsum zur Folge haben und somit zu einem intergenerationellen Teufelskreis werden. Die Mechanismen, welche hier eine Rolle spielen, sind jedoch noch weitgehend ungeklärt und werden aktuell von Eva Unternährer und ihrem Team erforscht.

Drei Kategorien von Medienerziehung

Die allermeisten Eltern wollen nur das Beste für die Kinder und wollen sie auch so heil wie möglich durch den Dschungel der digitalen Medien führen. Man unterscheidet hier zwischen drei Kategorien elterlicher Medienerziehung. In der aktiven Mediation wird die kritische Auseinandersetzung von Mediennutzung und Inhalten betrieben. Heisst: Mami und Papi interessieren sich für «soziale» Medien und Games, stellen neutrale Fragen an die Kinder und erzeugen so gegenseitig konstruktive Diskussionen. Die zweite Kategorie ist das Co-Viewing, wo gemeinsame Bildschirmzeit verbracht wird und elterliches Eingreifen nur stattfindet, wenn es Zeit fürs Bett ist oder wenn nicht altersgerechte Inhalte konsumiert werden. Die dritte Kategorie aus der Sicht der Forschung ist die restriktive Mediation, wo der Zugang zu Bildschirmmedien entweder technisch oder mit verbindlichen Richtlinien geregelt ist.

Soviel zur aktuellen Lage der Forschung. Erfahrungsgemäss liegt es an uns Eltern, den für unsere Familie besten Mix der drei Kategorien zu finden. Unterschätzen Sie dabei nie Ihre eigene Medienkompetenz, die vom Bauchgefühl oder vom gesunden Menschenverstand kommt.

Denken Sie auch an die digitale Hygiene

Wir sind als Gesellschaft einer ungeheuerlichen Explosion von Informationen ausgesetzt, vor der wir uns einzig mit einem umsichtigen Umgang mit unserer eigenen Aufmerksamkeit schützen können. Ein Tipp: Führen Sie zum schon bestens eingeübten Händewaschen vor dem Essen auch digitale Hygieneregeln ein. Handys (auch diejenigen von uns Eltern) sollten am besten ausser Reich-, Sicht- und Hörweite sein, wenn wir Zeit mit unseren Liebsten verbringen möchten. Und die digitale Hygiene sollte der Körperhygiene in nichts nachstehen. Dies hilft uns modernen Eltern in unserer Vorbildfunktion als Aufmerksamkeitsmanager.

Gleichzeitig gibt es nichts Verwerfliches, wenn Sie Ihren Hochzeitstag im Lieblingsrestaurants feiern und dabei Ihr Kind bewusst mit Tablet und Kopfhörern «ruhigstellen». Dies sollte jedoch vorgängig erst unter Eltern und dann auch mit dem Kind besprochen und als Ausnahme deklariert werden.

Anders ist es, wenn wir uns selbst beim Aushändigen von Handys und Tablets ertappen, um dem notorischen «aber ich weiss nöd was mache» entgegenzuwirken. Hier will das Kind vielfach nicht nur unsere totale Aufmerksamkeit, sondern auch unsere Rolle als Animatoren. Falls wir weder Zeit noch Lust haben, in eine solche Rollen zu schlüpfen (was ab und zu total okay ist), dann sollten wir im gleichen Zug auch die Akzeptanz der Langeweile mitnehmen. Widerstehen Sie dem Bildschirm und lassen Sie Ihr Kind das Tal der Langeweile alleine durchschreiten ? denn es ist das Vorzimmer der Kreativität. Die inneren Bilder ihres Kindes werden wach und die tollsten Ideen, Spiele und Kreationen entstehen.

Die Kunst und individuelle Herausforderung liegt also darin, die für uns wie auch für unsere Kinder ideale Bildschirmzeit zu finden, die uns weiterbringt und inspiriert, jedoch unsere eigene Imagination nicht unterdrückt. Probieren Sie dies doch einfach auch selbst wieder einmal aus.

Falls Sie interessiert sind, an vorderster Front der Medienerziehungsforschung mitzumachen und Kinder zwischen 2 bis 16 haben, können Sie an dieser Studie der Universität Basel mitmachen.

Dieser Artikel ist erstmals im Tages-Anzeiger erschienen am 09.07.2021, 05:30

Brauchen auch Eltern feste Bildschirmzeiten? Lire la suite »

Was Eltern über TikTok wissen sollten

Ich war ja ohnehin schon ziemlich skeptisch gegenüber TikTok eingestellt, da unsere Zwölfjährige meiner Ansicht nach zu viel Zeit mit dieser App verbringt. Der Feed ist ja quasi endlos und inszenieren tun sich vorwiegend Menschen mit einem besonders grossen Geltungsdrang und sehr bescheidenen Talenten, nicht?

Als ich nun noch gelesen habe, dass TikTok beispielsweise schwul-lesbische Inhalte blockiert und kaum etwas für den Jugendschutz tut, nervt mich das Ganze noch mehr. Was muss man als Eltern sonst noch über TikTok wissen? Leserfrage von Denise aus Kloten

Liebe Denise, TikTok ist in der Tat die zurzeit trendigste soziale Plattform für Kinder und Jugendliche in der Schweiz wie auch weltweit. Obwohl die Altersbegrenzung ab 13 Jahren ist, wird die Plattform auch von jüngeren Kindern rege benutzt. Unter den zwölf- bis neunzehnjährigen Schweizer Jugendlichen benutzen über die Hälfte mehrmals wöchentlich TikTok. Nur Instagram, Snapchat und WhatsApp sind noch beliebter. Falls der Trend von TikTok anhält (alles deutet momentan darauf hin), könnte TikTok schon bald zur meistgenutzten App von Schweizer Jugendlichen werden.

Zuerst unter dem Namen Musica.ly gegründet, erlaubte die App das Kreieren von 15-30 Sekunden Lip synch (Lippensynchronisation), Videoszenen mit bekannten Songs. 2018 wurde Musical.ly in die TikTok-App integriert. Diese wird momentan in 150 Ländern von über einer Milliarde Menschen benutzt. Ich möchte in diesem Artikel weniger auf die vielen Features der Plattform eingehen (dazu gibt es viele Youtube Videos), sondern mich auf die Chancen und Risiken in der Medienerziehung konzentrieren.

Kreativität als Chance

TikTok ist gerade für Jugendliche sehr einfach zu benutzen und erlaubt es, innert Kürze coole Videos zu erstellen. Dazu stehen unzählige Effekte und Filter zur Verfügung. Auch Hintergrundfarben und Texte können den Videokreationen nachträglich beigefügt werden. Videos können verlangsamt oder auch im Zeitraffer publiziert werden. Auch Fotogalerien können musikalisch unterstützt zu Videos verarbeitet werden, sodass der Fantasie und Videokunst der Jugendlichen keine Grenzen gesetzt sind.

Jugendliche, die TikTok aktiv und kreativ nutzen, lernen dabei spielerisch, wie man attraktive Videoszenen erstellt. Sie müssen sich die Szenen ausdenken, sich organisieren, einüben und dann filmen. Zum organisatorischen Teil gehören auch die Requisiten, die für die ausgedachte Szene gesucht und ausgewählt werden müssen. Auch strategische Überlegungen hinsichtlich des Zielpublikums sind notwendig. Ist die Szene einmal gefilmt, vielfach erst nach Dutzenden von Drehversuchen, ist es wiederum den kleinen Realisatoren überlassen, mit welchen Post-Production-Sounds, Effekten und Texten die Szene ausgestattet wird, um die erhoffte Wirkung zu erzielen.

Kurz gesagt, TikTok ist eine unwahrscheinlich attraktive Plattform, die es Kindern und Jugendlichen erlaubt, ihre Kreativität voll auszuleben, dabei ihre Videoproduktionstalente selbst zu entdecken und ständig weiterzuentwickeln. Da sich diese äusserst leistungsfähige Videoproduktionsmaschine gratis direkt in 99 Prozent der Hosentaschen unserer Jugendlichen installieren lässt, sollte es uns auch nicht überraschen, dass dessen Nutzungsdauer und Frequenz gerade in Lockdown-Zeiten rasant in die Höhe geschnellt ist. Als Eltern sollten wir an dieser Stelle die technologisch hoch komplexe Plattform entsprechend würdigen und TikTok als kreativitätsfördernde und multimediale Lernstätte loben.

Vermeiden Sie, die Plattform pauschal zu verdammen oder zu ächten, nur weil es leider auch möglich ist, neonazistische Inhalte, Suizid-Aufforderungen oder Folterszenen hochzuladen. Mit der gleichen Argumentation müssten wir sofort sämtliche Sandkästen auf öffentlichen Spielplätzen schliessen, da man in solchen Einrichtungen ja auch Tretminen und vergiftete «Schleckstengel» verstecken könnte.

Die Pille gegen Langeweile

Die Millionen von nutzergenerierten Videoclips sind verständlicherweise ein unersättliches Reservoir an Unterhaltung, um möglichst jeden vermeintlich toten Moment zu vermeiden. Stellen wir uns eine immer volle Packung an Gummibärchen vor, bei der wiederum jedes Gummibärchen ein 15-sekundenlanges TikTok-Video repräsentiert. Ja, auch die Nährwerte sind vergleichbar.

Die TikTok-Algorithmen finden innert weniger Minuten heraus, welche Gummibärchen ihrem Kind am besten schmecken und füttern es dann Tag und Nacht. Einen «jetzt isch gnueg!»-Reflex bei den Gummibärchen empfinden wir als natürlich. Bei TikTok sollte sich dieser genauso selbstverständlich einstellen, was er aber häufig nicht tut. Nutzen Sie daher unbedingt das Bildschirmzeit-Management und die Inhaltsfilterfunktionen der App (Sektion Digital Wellbeing).

Viele Jugendliche bestätigen mir zudem, dass sie TikTok als puren Zeitvertreib und als Prävention gegen Langeweile nutzen. Während den Gesprächen mit Jugendlichen realisieren sie oft, dass ebendiese Langeweile eine Grundbedingung für ihre eigene Kreativität ist.

Zehn Mal mehr Konsumenten als Produzenten

Das Verhältnis zwischen kreativen Videoproduzentinnen und passiven Videokonsumenten ist ähnlich gelagert wie bei Youtube oder anderen Plattformen und liegt bei etwa 10:1. Das heisst, auf zehn passive Videoguckerinnen kommt ein Videoproduzent, Tendenz abnehmend. Mit anderen Worten ist es zehn Mal wahrscheinlicher, dass die im ersten Paragrafen hochgelobte Brutstätte der Kreativität in Realität eine endlose Schleuder von raffiniert ausgewählten Inhalten ist, um ihr Kind so lange wie möglich vor dem Bildschirm zu halten.

Ohne elterliche Unterstützung sind Kinder also dem Sog der perfekt abgestimmten Videolawine hilflos ausgesetzt. Wer in den Nutzungsbedingungen von TikTok Hilfe sucht, wird unter anderem mit diesen ernüchternden Worten empfangen:

Sie betrachten die Inhalte auf eigene Gefahr. Die Inhalte unserer Dienste werden ausschliesslich zur allgemeinen Information bereitgestellt. Sie sind nicht als Beratung gedacht, auf die Sie sich verlassen dürfen. Bevor Sie auf der Grundlage der Inhalte der Dienste Massnahmen ergreifen oder unterlassen, müssen Sie eine professionelle oder fachkundige Beratung in Anspruch nehmen.

Nutzung auf eigene Gefahr

Es ist sicher von Bedeutung, dass TikTok als einzige der global grössten «sozialen» Plattformen einer chinesischen Firma gehört. Mit einer ernüchternden Selbstverständlichkeit haben wir uns längst damit abgefunden, unsere Daten mit US-amerikanischen Unternehmen zu teilen. Dies, obwohl wir grösstenteils weder über die technischen Kompetenzen noch über das Vorstellungsvermögen verfügen, wer was wann und wo mit diesen Daten anstellt.

TikTok gehört der Firma Bytedance mit Sitz in Peking. Die Firma hat rund 60’000 Mitarbeitende und erzielt über zwanzig Milliarden Dollar Jahresumsatz. Da jede chinesische Firma dieser Grösse der kommunistischen Partei einen internen Sitz zur Verfügung stellen muss, muss davon ausgegangen werden, dass die Daten systematisch zu politischen Zwecken genutzt werden. So finden wir auch folgenden Satz in den Nutzungsbestimmungen von TikTok: Sie verzichten weiter (soweit gesetzlich zulässig) im Zusammenhang mit Ihren Nutzerinhalten oder Teilen davon auf alle Rechte auf Privatsphäre, Persönlichkeitsrechte oder andere Rechte ähnlicher Art.

In diesem Sommer wurden die Nutzungsbestimmungen in den USA übrigens so angepasst, dass TikTok auch biometrische Daten wie Gesichtserkennung und Stimmerkennung auswerten kann. Angesichts des Sozialkreditsystems, mit dem die chinesische Regierung ihre Bevölkerung durch totale Überwachung in ein Punktesystem einbindet, müssen wir unbedingt hellhörig werden. Ein komplettes Löschen der App ist leider das einzige Mittel zur Abwehr.

Dieser Artikel wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 29. Oktober publiziert.

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Imagerie

Medienkompetenz Lektion für Sekundarschüler

Schau Dir das untenstehende Bild genau an und beantworte folgende Fragen:

Originalbild vom Tages-Anzeiger, erschienen am 26. März 2021
  1. Wer ist der Mann auf dem Bild und wo befindet er sich?
  2. Was bedeutet die gelbe Linie?
  3. Warum ist die gelbe Linie gestrichelt am rechten Ende?
  4. Warum fehlt jegliche Information zu den beiden Achsen x und y?
  5. Wie wurde das Hintergrundbild gewählt und geframt (zugeschnitten)?
  6. Wie wurde das Hintergrundbild farblich verändert?
  7. Wie wirkt das Gesamtbild auf Dich?
  8. Was wollte der oder die DesignerIn mit dem Bild bewirken?

Nachdem Du die Fragen beantwortet hast, schaue Dir diese zweite Bild bzw. die Grafik an. Die Daten der Grafik stammen vom Bundesamt für Gesundheit und wurden am selben Tag, dem 26. März 2021, zu dieser Grafik verarbeitet.

Corona Todesfälle in der Schweiz gemäss Bundesamt für Gesundheit BAG, 26. März 2021
  1. Was für generelle, formliche und inhaltliche Unterschiede stellst Du fest zwischen dem ersten und dem zweiten Bild?
  2. Welches der beiden Bilder ist faktisch mehr aussagekräftig?
  3. Welches der beiden Bilder macht mehr Angst?

Diskussion:

Bildet Gruppen von 5 Schülerinnen und Schüler und spielt einen Redaktionssaal mit vier Journalisten und einem Chef-Redaktor. Die ersten zwei Journalisten müssen dem Chef-Redaktor/der Chef-Redaktorin das erste Bild zur Publikation empfehlen und die beiden anderen machen sich fürs zweite Bild stark. Der/die Chef-RedaktorIn muss sich für ein Bild entscheiden und den Entscheid begründen.

Viel Spass.

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