Fortnite

Letztlich gehts nur ums Geld: Daher sollten wir Software-Designmuster kritisch hinterfragen. Illustration: Benjamin Hermann

Was Sie über «Dark Patterns» wissen sollten

Psychologische Tricks, die auch bei Videospielen angewendet werden, beunruhigen viele Eltern. Dieser Artikel gibt Anworten und hilfreiche Tipps.

Lieber Herr Richert, ich habe kürzlich einen Bericht über spezielle Designmuster gelesen, die Menschen dazu verführen, bei Videospielen mehr Geld auszugeben und Zeit zu investieren als gewollt. Also letztlich sind das für mich nichts anderes als üble psychologische Tricks, mit denen sehr viel Geld erwirtschaftet wird ? oder liege ich da falsch? Da ich zwei Teenagerbuben zu Hause habe, die häufig gamen und auch immer mal wieder einen Teil ihres Jugendlohns in Spiele investieren, bin ich ziemlich verunsichert, ob ich den beiden nun nicht verbieten soll, Geld dafür auszugeben. Wie denkt ihr darüber? Und was gilt es über diese «Dark Patterns» zu wissen? Leserinnenfrage von Andrea

Liebe Andrea, Dark Pattern ist in der Tat ein düsterer Begriff, der je nach Generation ganz andere Assoziationen wecken kann. So kann für Grosseltern (und den zuhörenden Kleinkindern) der böslistige Plan des Wolfs im Wald von Rotkäppchen gemeint sein. Für besorgte Eltern ist es vielleicht der Stadtpark, der sich nach Einbruch der Dunkelheit in einen gefährlichen Drogenumschlagplatz verwandelt. Für junge Gamer wiederum kann «ganken» ein Dark Pattern sein. Im Gamerslang steht es für «gang killing», wo ein geschwächter und chancenloser Spieler von mehreren Gegnern brutal zerstört wird. 

Obwohl die Beispiele aus der Mystik, dem realen Leben und aus der virtuellen Welt stammen, haben sie alle etwas Gemeinsames: Wir können uns die bedrohliche Situation bildhaft vorstellen und sie verstehen. Genau das jedoch fehlt bei den Dark Patterns. 

Informationsvorsprung durch Mustererkennung

Dark Patterns, zu Deutsch etwa «finstere Muster», sind Software-Designmuster, die Nutzerinnen und Nutzer gegen ihren eigentlichen Willen zu einem bestimmten Verhalten verleiten ? durch Druck, Manipulation oder psychologische Tricks. Die Anbieter der Software erarbeiten sich einen Informationsvorsprung durch Mustererkennung und nutzen diesen Vorteil gegen die Nutzerinnen und Nutzer aus. 

Psychologische Tricks zur Steigerung des Umsatzes gibt es schon viel länger, als es Software gibt. Das Süsswarenregal auf Kinderhöhe bei der Supermarktkasse, die Endloseinkaufschlaufe bei Ikea oder der «frische Gipfeli-Duft» beim Bäckereieingang sind nur einige Beispiele. 

Das Perfide an den Softwaretricks ist die Präzision und die Möglichkeit, die Anreize individuell anzupassen und diese vollumfänglich zu automatisieren. 

Gigantischer Umsatz durch gemeine Manipulation

So wurden mit Dark Patterns Millionen von Fortnite-Spieler dazu verleitet, sich Skins zu kaufen, die sie eigentlich gar nicht wollten. Die administrativen Hürden, etwas zu kaufen, wie beispielsweise die Eingabe der Kreditkartennummer, die Rückbestätigung des virtuellen Einkaufskorbs und die Kaufbestätigung wurden allesamt ausgeblendet. Gleichzeitig wurden die Hürden, um einen versehentlichen Kauf zu stornieren, möglichst schwierig gestaltet. Dabei wurden Funktionen wie «Kauf abbrechen» bewusst versteckt, komplexe Rückerstattungsformulare generiert und unnötige Schritte zur Annullation eingebaut. 

Wegen solch systematischer Manipulationen wurde die Firma Epic Games, Herstellerin von Fortnite, von der US-Wettbewerbsbehörden FTC im letzten Dezember zu einer 520-Millionen-Dollar-Strafe verdonnert. Um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden, akzeptierte Epic Games die Strafe postwendend. Wir können daraus schliessen, dass der durch geheime und gemeine Manipulation der Spielgestaltung generierte Umsatz um einiges höher ist. 

Durchschaubare und berechenbare Konsumenten

Seit Games online gespielt werden können, werden Letztere nicht mehr wie fertige Produkte verkauft (wie z. B. frühere Generationen von Games auf CD), sondern bei jedem Spiel von einem Server quasi zu ihnen nach Hause geschickt. Dabei kann gleichzeitig das Nutzerverhalten aufs Genauste beobachtet werden. Gleiches gilt auch für die «sozialen» Netzwerke, wo jedes Härzli, jedes Like und jedes Teilen akribisch analysiert wird, um aus uns innert Tagen durchschaubare und berechenbare Konsumentinnen und Konsumenten zu machen. 

Auch die Benutzeroberfläche selbst wird permanent optimiert mit dem sogenannten A/B Testing. Stellen Sie sich vor, die Leserinnen und Leser vom linken Zürichseeufer würden hier mit einem Button zum Teilen dieses Artikels aufgerufen, während die User vom rechten Zürichseeufer genau hier mit einem Button eingeladen würden, einen Kommentar zu schreiben. Am Ende des Tages wird gezählt, verglichen und gemäss strikt kommerziellen Zielen entschieden, ob Version A oder B erfolgreicher war. Diese Version gilt dann morgen in einem ähnlichen Artikel für die gesamte Leserschaft und dient gleichzeitig als Ausgangslage eines neuen Tests. So sind wir alle uns ständig analysierenden Algorithmen ausgesetzt, dessen Beobachtungsergebnisse zum millionenschweren Elixier jedes Games und jeder «sozialen» Plattform werden, denn es bedeutet garantierter Mehrumsatz. Amazon hat übrigens das Buch, das Sie nächstens bestellen werden, vorsorglich schon mal ins nächstgelegene Hochregallager verschickt. Nein, kein Witz.

Was können wir tun?

Hinschauen

Spielen Sie ab und zu mit, oder beobachten Sie Ihre Kinder beim Gamen. Ein echtes Interesse, das vielleicht auch durch aufmerksames Lesen dieses Artikels entstanden ist, ist Grundvoraussetzung. Stellen Sie dann einfache Fragen wie: Ist die «Landkarte» des Spiels immer rechts oben? Welches Verhalten wird vom Spielenden erwartet? Wie kannst du dir einen Skin wie derjenige deines Gegners kaufen? Kannst du mir das mal zeigen? Was verrätst du über dich, wenn du die Insta Story «wie backe ich die perfekten veganen Brownies» anschaust und wen könnte dies interessieren? Diese Diskussionen funktionieren übrigens genauso gut offline. Erklären sie beim nächsten gemeinsamen Supermarktbesuch, dass die Fragen «Händ Sie d Cumulus Chaarte?» oder «Händ Sie alles gfunde, was Sie bruuched?» analoge Vorgänger von Dark Patterns sind, die unser Kaufverhalten systematisch optimieren wollen. Loyality-Karten heissen nicht umsonst Kundenbindungsprogramme. 

Kreditkarten sicher aufbewahren

Geben Sie keinesfalls Zugriff auf Kreditkarten, und falls etwas gekauft wird, seien Sie dabei. Diskutieren Sie mit dem Kind den Kaufgrund, den Wert und die Notwendigkeit des Kaufs. Entscheiden Sie erst nach dem Gespräch, ob der Kauf getätigt werden darf. Ändern Sie auch regelmässig Ihr Paypal-Passwort, und schauen Sie die Abrechnungen immer genau an. 

Keine Prepaidkarten

Erkundigen Sie sich ab und zu, wie und wofür das Sackgeld ausgegeben wird. Es passiert immer häufiger, dass das Geld anstatt für ein Zmittagssandwich für eine Prepaidkarte am Kiosk investiert wird, mit der kinderleicht online Sachen gekauft werden können.

Kritisches Denken als bester Selbstschutz

Leider hinken die gesetzlichen Grundlagen den technologischen Möglichkeiten hoffnungslos hinterher, sodass vom Staat bis auf weiteres kein Schutz erwartet werden kann. Ein Lichtblick ist hier das Joint Statement zur Plattformregulierung in der Schweiz von den Organisationen Algorithm Watch, der Digitalen Gesellschaft und der Mercator-Stiftung, in dem Transparenz für algorithmische Empfehlungs- und Entscheidungssysteme verlangt werden. 

Dieser Artikel wurde erstmals im Tages-Anzeiger vom 14. April 2023 publiziert.

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Nur brave Kinder dürfen gamen ?

Wir haben mit unseren Kindern (8 und 10) folgenden Deal: Wenn sie sich nicht an Abmachungen halten ? nicht reinkommen, wenn wir sie rufen, ihre Teller nicht abräumen etc. ? bestrafen wir sie mit Geräteentzug. Nun hat mir kürzlich eine Freundin gesagt, dass eine solche Art der Bestrafung kompletter Unsinn sei, weil sie zum einen nichts mit dem Regelverstoss zu tun hat und zum anderen die Geräte für unsere zwei Buben nur noch interessanter werden. Stimmt das wirklich? Wie seht ihr das? Leserfrage von Simone auf Effretikon.

Liebe Simone, danke für Ihre Frage. Belohnungs- und Bestrafungssysteme sind so alt wie die Menschheit selbst. Beim genaueren Hinschauen gleicht unser Leben einem einzigen Hindernislauf zwischen Belohnung und Bestrafung. Ein Säugling muss kurz aufschreien, damit er mit Milch belohnt wird. Kleinkinder werden mit Lächeln und aufmunternden Worten belohnt, sobald Sie auf das Bild der Katze zeigen und «miau» sagen können.

Unsere ganze Gesetzgebung ist ein einziges Belohnungs- und Bestrafungswerk.

Wenn unsere Kinder dann später mit dem Velo auf dem Trottoir fahren, erhalten sie als Bestrafung die erste Busse. Unsere ganze Gesetzgebung ist ein einziges Belohnungs- und Bestrafungswerk. Halten wir uns an die Regeln, werden wir mit Freiheit belohnt, verstossen wir gegen das Gesetz, werden wir bestraft. Und wer sich das ganze Leben lang an die Regeln gehalten hat, den erwartet im Jenseits das Paradies als ultimative Belohnung.

Kausale Beziehung zwischen Regelverstoss und Strafe

Belohnungen und Bestrafungen haben immer zum Ziel, einen Einfluss auf unser Verhalten zu haben. Aus erzieherischer Sicht macht es Sinn, wenn immer möglich eine kausale Beziehung zwischen Regelverstoss und Strafe zu haben. Am besten ist es, die Regeln mit den Kindern gemeinsam zu erstellen und dabei auch den Sinn der Regel zu erklären. Unbegründete Regeln sind viel schwieriger zu verstehen und zu befolgen. Wenn also die Strafe für eine nicht eingehaltene Regel in direktem Zusammenhang mit dem Verstoss steht, unterstützt die Regel das Kind beim Verstehen und beim Erbringen des erwarteten Verhaltens.

So muss vielleicht die- oder derjenige, der das Geschirr nach dem Essen nicht abräumt, beim nächsten Essen das Geschirr der ganzen Familie wegräumen, oder muss den Abfallsack runtertragen. Das Ziel der Regel ist Hygiene und Ordnung im Haushalt und die Strafe unterstützt das Ziel direkt.

Einfache und möglichst wenig Regeln

Grundsätzlich empfehle ich, einfache und möglichst wenig Regeln aufzustellen, ganz nach dem Motto: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Je mehr Regeln wir aufstellen, desto schwieriger und aufwendiger wird auch die Kontrolle der Regelumsetzung. Um uns die Bestrafung einfach zu gestalten, orientieren wir uns vielfach an der Frage «wo tut es am meisten weh?» anstatt «wie lernt das Kind am effizientesten, sich den sozialen Normen einzufügen?».

Dass ein Verbot die Faszination und Attraktivität eines Objektes steigert, wissen wir aus vielen psychologischen Studien.

Wenn wir also eine Pauschalstrafe in Form von Handyentzug oder Gamekonsolen-Entzug für alle Regelverstösse einführen, vereinfacht dies unser «Regel-Management», ist jedoch pädagogisch nicht empfehlenswert. Dass ein Verbot die Faszination und Attraktivität eines Objektes steigert, wissen wir aus vielen psychologischen Studien. So kann eine Pauschalbestrafung mit Handyentzug das Suchtpotenzial des Handys zusätzlich steigern, da es durch das nicht kausal zusammenhängende Verbot zusätzlich zum Objekt der Begierde wird.

Suchtpotenzial von Geräten nicht unterschätzen

Wenn wir also die Bildschirme oder Gamekonsolen einziehen, sollte dies idealerweise immer in Bezug zu unserer Medienerziehung stehen. Diesbezüglich ist Geräteentzug nicht nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht als Erziehungsberechtigte. Computerspiele, «soziale Medien» und das Handy allgemein haben ein enormes Suchtpotenzial. Neuropsychologische Untersuchungen bestätigen, dass Reize und Impulse aus Videogames den Reizen aus dem realen Leben quasi in nichts nachstehen. Das Lustzentrum (Nuccleus accumbens) des Hirns schüttet bei solchen Reizen Dopamin als Glückshormone aus. Dieses Glücksgefühl wird danach vom Stirnhirn kontrolliert und reguliert.

Da das Stirnhirn erst im erwachsenen Alter ausgewachsen und voll funktionsfähig ist, lassen sich Kinder viel mehr von Glücksgefühlen leiten. Dies wird von den Anbietern «sozialer» Plattformen und Videospielen ausgenützt. Die meisten Produkte werden gratis angeboten, um die Nutzerinnen und Nutzer danach so schnell wie möglich abhängig zu machen.

Spielerisch bleiben

Unterstützen Sie Ihre Kinder beim Suchen von Alternativen zu Bildschirmzeit. Versuchen Sie auch, diese Alternativen besonders attraktiv zu machen. Dies kann durch einfache und spielerische Tricks gelingen; versprechen Sie zum Beispiel, beim Kartenspiel oder Verkleidungsspiel mitzuspielen. Spielerische Elemente in Regeln einzubringen, ist eine hervorragende Taktik, um es einfacher und attraktiver zu machen. Ein geniales Beispiel dieser sogenannten Gamification war das Wort «Triffsch?» auf öffentlichen Abfalleimern in mehreren Zürcher Gemeinden. Mit einem einzigen Wort (das langweilige Anti-Littering-Regeln ersetzte) wurde aus einer erwarteten Haltung ein Spiel.

Vergessen Sie dabei jedoch nie, dass Kinder vor allem spielen wollen und spielen sollen.

Nutzen Sie die Bildschirmzeitdaten der ganzen Familie und schreiben Sie diese auf ein Scoreboard auf dem Kühlschrank. Belohnen Sie die bestgenutzte Bildschirmzeit (dank dem Youtubeclip zum besseren Verständnis, wie man irreguläre französische Verben konjugiert, gab es einen glatten Sechser). Genau wie auch unser Lohn immer mehr von Performance-Indikatoren abhängt, können Sie die Bildschirmzeit-Regel auch direkt vom Spiel abhängig machen (nutzen sie z. B. den FIFA Trainer Modus im Fifa-Spiel, um die darin vorgeschlagene Verbesserung der Passquote anzuwenden).

Vergessen Sie dabei jedoch nie, dass Kinder vor allem spielen wollen und spielen sollen. Nutzen Sie diese kreative Form von Regeln und Belohnungen, um spielerisch in Kontakt zu bleiben. Da es mit zunehmender Zeit schwieriger wird, Regeln einzuhalten, ist es auch empfehlenswert, die Kinder beim Einhalten zu loben. Selbstverständlich sind Regeln immer auch den familiären, individuellen und kulturellen Gegebenheiten anzupassen.

Dieser Artikel ist erstmals im Tages-Anzeiger vom 3. September 2021 erschienen

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Gamer Lexikon

Gamer-Lexikon für Lehrpersonen

Mit der ständig steigenden Zeit, die Schülerinnen und Schüler mit Gamen verbringen, steigt auch die sprachliche Kluft zwischen Lehrpersonen und Jugendlichen.

Was meinen die Jugendlichen, wenn sie von jailbreaken reden, wenn sie grinden wollen oder sich als Noobs bezeichnen?

Mit diesem kleinen Gamer-Lexikon finden Sie als Lehrperson oder Eltern wieder Anschluss und können nicht nur mitreden, sondern kreative und konstruktive Fragen über die Games stellen. Viel Spass!

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Projekt „Fortnite – Spass ja, Sucht nein!“ trifft den Nerv der Zeit

Gemäss einer neuen Umfrage von EU-Kids Schweiz 2019 triff Das Angebot Fortnite : Spass ja, Sucht nein! den Nerv der Zeit. Im Zusammenhang mit Medienerziehung sind die drei grössten Wünsche der Lehrpersonen sinnvolle Apps für den Schulalltag (73%), Hilfe gegen übermässige Mediennutzung (61%) sowie Unterstützung gegen Cybermobbing (60%).

Die cloud-basierte und automatisch aktualisierte Spielzeit Statistik von Projektteilnehmer kann durchaus als sinnvolle App für den Schulalltag betrachtet werden. Die Messdaten eliminieren eine grosse Grauzone (Mediennutzungs Regeln und deren Interpretation und Einhaltung) und zielen direkt auf eine Mässigung der Mediennutzung.

Ohne die Komplexität einer ausgeglichenen Medienerziehung auf die Spielzeit zu reduzieren, dienen die automatisch aktualisierten Spielstatistiken als konkreter Ansatzpunkt um übermässiges gamen zu verhindern. Während die Kinder eine konstruktive Gruppendynamik entwickeln, werden die Eltern durch individuelles Coaching in ihrer Medienerziehungsrolle unterstützt.

Das Angebot kann ab sofort gebucht werden. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Beat (at) richert.com oder 079 880 89 28.

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fortnite spass ja, sucht nein

FORTNITE Pilotprojekt : Spass ja, Sucht nein!

Obwohl der Fortnite Hype sich abzuschwächen scheint, ist es nach wie vor das mit Abstand beliebteste Videospiel der Schweizer Jugend. Dies stellt sowohl Eltern als auch Lehrpersonen und Schulleitungen vor enorme Herausforderungen. Um vom gamen übermüdete, abgelenkte oder agressive Kinder zu unterstützen, haben wir dieses innovative Pilotprojekt entwickelt.

Dank täglich zusammengefassten und mit allen Teilnehmenden zugänglichen Spielzeit-Statistiken wird eine Grauzone zwischen Eltern, Kindern und Schule eliminiert.

Das Pilotprojekt richtet sich an Primar- und Sekundarschulen sowie proaktive Elternräte und ist in drei Etappen aufgeteilt:

1. FORTNITE Workshop

In einer Doppellektion werden mit den Kindern Chancen und Risiken von Fortnite besprochen. Am Ende der Diskussion wird eine für alle verbindliche, täglich maximale Spielzeit ausgehandelt und vertraglich festgelegt.

2. Vertrag unter den Kindern

Die ausgehandelte tägliche Gamezeit wird im Vertrag von allen Kindern unterschrieben. Um die solidarische Verantwortung zu stärken, werden sowohl die individuellen Spielzeiten der Kinder als auch die kumulative Spielzeit der Teilnehmergruppe gemessen und in interaktiven Grafiken mit allen Teilnehmer der Gruppe geteilt.

Beispiel von individuellen Spielminuten pro Tag:

Beispiel einer Grafik mit kumulativen Spielminuten:

3. Kontrolle und Unterstützung

Die transparente und automatische Messung von Spielverhalten eliminiert Grauzonen, falsche Informationen und Annahmen. Vereinbarte Belohnungen oder drohende Bestrafungen spornen die Kinder auf spielerische Weise an, die vereinbarten Regeln im Kollektiv einzuhalten. Während Schulleitungen durch dieses Pilotprojekt die Erziehungsverantwortung klären können, stehen Eltern Coaching Einheiten zur Verfügung.

Das Pilotprojekt kann ab sofort angefordert werden und kann auch während den Sommerferien aktiviert bleiben, um eventuelle Eltern-Kind Verhandlungen (mein Kollege darf viel mehr spielen als ich…) zu vereinfachen.

Mehr dazu unter www.SpassJaSuchtNein.com

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Mein Kind, darum sollst du nicht Fortnite spielen!

Als längst fälliger Ausgleich zu meiner Hacklist, in der ich Fortnite spielende Jugendlichen half, mit den Eltern zu verhandeln, hier nun eine Argumentationsliste für uns Eltern, um der grassierenden Fortnite Epidemie entgegenzuwirken. Gleiche Spielregeln: die Argumente können beliebig kombiniert werden und selbstverständlich altersgerecht kommuniziert werden.

  1. Gewaltverherrlichung

Im Zeitalter von abscheulichen Massenmorden mit Maschinengewehren und gleichzeitiger Helmkameras für eine Live-Übertragung auf Facebook ist jegliche Gewaltverherrlichung in der Erziehung schlicht fehl am Platz. Obwohl das Spiel bewusst aussieht wie ein Action-geladener Comicfilm, handelt es sich in erster Linie um ein Shooter Game, bei dem die Spieler töten müssen, um nicht getötet zu werden. Erklären sie ihrem Kind, warum töten weder im Spiel noch im richtigen Leben gut ist und warum das Resultat einer Gewalttat nie konstruktiv sein kann.

 

  1. Suchtgefahr

Jedes hochklassige «gratis» Videospiel verzehrt zig Millionen Franken an Entwicklungs- und Marketingkosten. Damit diese Investitionen gedeckt werden können, setzten die Spielentwickler sämtliche Tricks ein, um das Geld schnellstmöglich wieder reinzuspielen. Die Spieler mit verschiedenen Modi, Belohnungen, Special Effects und vielen kaufbaren Skins abhängig zu machen, ist somit integraler Bestandteil der Strategie des Spielentwicklers. Fragen Sie ihr Kind, was das Spiel so cool macht und spielen sie selbst mal mit, um die süchtig machenden Elemente zu erkennen und danach zu besprechen.

 

  1. Aggressivität

Es geht um Leben oder Tod. Von anfänglich 99 Schützen überlebt nur einer. «Dienstverweigerung» oder cleveres Verstecken und abwarten bis alle Mitspieler tot sind, ist nicht möglich, da sich die Kampfzone mit zunehmender Spieldauer automatisch verkleinert. Mit virtueller Todesangst steigt Stress und mit Stress steigt Aggressivität. Diese Aggressivität überlebt regelmässig die Spieldauer und wird dann häufig unkontrolliert am Tisch, Bett oder schlimmstenfalls sogar an Geschwistern abgebaut. Erklären sie dem Kind, dass der virtuelle Stress durchaus reelle körperliche Reaktionen auslösen kann.

 

  1. Sozialer Druck

Genau so wie unsere Jugendliche auf dem Pausenplatz die coolsten Markenartikel tragen wollen sind auch die trendigen Kampfanzüge in Form von sogenannten Skins heiss begehrt. Diese Skins kauft man sich mit V-Bucks, der Fortnite Währung. Und da die Skins keinerlei Einfluss haben auf die Gewinnchancen, handelt es sich um ein rein soziales Phänomen wo die Gamer sich durch coole Klamotten von Mitspielenden abgrenzen wollen. Viele Fortnite spielende Youtuber haben Lieblings-Skins und erhöhen dadurch zusätzlich den Druck auf ihre Fans, die gleiche Skin kaufen zu wollen. Ermuntern sie ihr Kind und erklären ihm, dass Selbstvertrauen nicht von Kleidern abhängig ist.

 

  1. Finanzielle Kompetenz

V-Bucks als offizielle Währung von Fortnite ist, genau wie eine Kreditkarte auch, eine Trennschicht vom realen Geldwert. Es ist erwiesen, dass uns das Ausgeben viel einfacher fällt, wenn wir anstatt mit Bargeld die Kreditkarte benutzen. Umso einfacher fällt es unseren Kindern, in einer virtuellen Währung virtuelle Kleider zu kaufen. Die Kreditkarten-Abrechnung kommt dann sowieso direkt an Papi oder Mutti. Erstellen sie zusammen mit ihrem Kind eine Preistabelle für V-Bucks und erkunden sie gemeinsam die verschiedenen Währungskurse (V-Bucks kosten je nach Plattform, d.h. PS4, XBoX, PC mehr oder weniger und können nur auf der entsprechenden Plattform genutzt werden).

 

  1. Nicht förderlich für schulische Leistungen

Sprechen Sie irgendeine Primarschul Lehrperson auf Fortnite an und sie werden höchstwahrscheinlich sehr ähnliche Antworten erhalten. Die Popularität des Spiels hat teilweise epidemische Ausmasse angenommen und kann sich entsprechend negativ auf die schulische Leistung auswirken. Übermüdung und mangelnde Konzentration sind dabei die beiden meistverbreiteten Symptome vom zu vielen gamen. Erarbeiten Sie zusammen zeitliche Regeln, halten sie diese schriftlich fest, definieren sie Konsequenzen beim Nichteinhalten und ziehen sie diese konsequent durch. Die Kinder brauchen diese Grenzen.

 

  1. Spitze des Eisberges

«Was willst du einmal werden, wenn du gross bist?» war schon zu meiner Zeit die Lieblingsfrage der Grosseltern an die Enkelkinder. Lokiführer, Feuerwehrmann und Piloten wurden mittelweile weggedrängt durch «Youtuber» oder «Fortnite Profi». Diese «Berufe» werden neuerdings nochmals vereinfacht mit der simplen Antwort «reich und berühmt». Erklären sie ihrem Kind, dass für jeden Fortnite Profi mit mehr als einer Million Abonnenten hunderttausende von Kindern gibt, die es nie über 100 Abonnenten geschafft haben. Erklären Sie auch, dass es weltweit schätzungsweise über 30 Millionen «Youtuber» mit eigenem Kanal gibt (dreieinhalb Mal die Schweizer Bevölkerung) und dass diese im Schnitt etwa einen Franken pro tausend «view» erhalten! Nach dem Zweitausendzweihundertsten Stream deines Videos kannst Du Dir ein Ragusa kaufen.

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Mom, Dad, this is why I play Fortnite!

Dear boys, dear girls, here’s something really useful: A Lifehack list to reason with your parents rather than freaking out when disturbed amidst an epic „Fortnite“ game. Should the latter arrive: breathe deeply, stay cool and act like a rock star by using this cheat-sheet. You can combine the individual points as you like. Good luck

1. Social responsibility

„Fortnite“ helps me to consolidate and expand my social skills. In the Battle Royal mode, there is only one winner or winning team in the end. Without prior agreement, punctual appearance and precise arrangements prior to the game, there?s no chance winning. Incidentally, with every preparation meeting, I learn a lot about my teammates? social behaviour.

2. Strategic thinking

Daddy, what you told me about your „offsite meeting“ in the office where you spearheaded future scenarios and presented them back to the teams, I have no time for that. I have to be able to access my strategic thinking in real time. Do I build a fortress? Do we jump together or at different times on the island? Are we attacking or hiding? These are just a few of countless strategic and tactical scenarios that I need to decide on as a single player or team player. One wrong decision is usually lethal.

3. Empathy

Since every „Fortnite“ game starts with at least 96 unknown players, it helps me to empathize with my enemy. When I see an opponent with a Galaxy Skin in front of me, I observe him briefly from a safe distance, to find out if he is really as good as the hefty price of his skin. You know, if I stiffened in awe, it would be as if you were standing still in the middle of a busy intersection staring after a Maserati.

4. Resilience

Ha! Have you ever seen a job description that does not look for a resilient personality? Exactly, my load capacity is put through its paces. The longer I survive, the tighter the playground, the more extreme the strain. Incidentally, thanks to such stress tests, I am better able to cope with the stress of exams in school.

5. Concentration

Now I finally understand what you mean when you keep telling me at homework that I should concentrate. During the twenty to thirty minutes of a „Fortnite“ game, full concentration is a prerequisite and the only way to win. It is my duty as a trustworthy team player to warn teammates of a hidden sniper.

6. Solidarity

As I explained to you at the point of social responsibility, a well-rehearsed team is very important. Based Mutual trust and best possible preparedness among colleagues is built up with every game and improves with each iteration. And if one of my friends should fall in the heat of battle, we decide in real time via headsets, whether the situation allows the few seconds it takes to revive him with collective solidarity among dangers of death. Virtual brotherhood with resurrection!

7. Responsiveness

Of course, I have to master my work tool. A wrong typing on the phone or a delayed keypress can be fatal.

8.Stamina

If my friends were tragically killed and I could not revive them, it’s time to persevere. During the game, I also learn to resist my desire for revenge, so as not to expose myself to additional dangers. What you call risk management in the management meeting, I learn and apply it on the go and remember my mistakes for each new round. Of course, the ultimate recognition of my stamina is to be the only survivor to win the game and thus help my lost teammates achieve posthuman honor.

9. Spatial imagination

Mommy, imagine you’re traveling alone in an unknown big city in your car and suddenly your GPS fails. Totally lost, right? Thanks to my regular Fortnite training, I’ve learned to remember complex maps and recognize them in the game. With this skill and the old road atlas in the glove box, I could probably help you and bring you safely to your destination.

10. Fun

Do you understand now that this is not just a stupid ego-shooter game? I playfully acquire many skills for life and even enjoy it. I’d like to invite you to look over my shoulder at the next game instead of turning off the Wi-Fi signal without warning. Please write down your questions so I can take time after the game to explain everything to you. Thank you.

This article originally appeared in German on Tages-Anzeiger on November 28, 2018

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