Zwischen Transhumanz und Transhumanismus

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde,

Wir durchleben wahrlich unglaublich spannende Zeiten. Je nach Perspektive, stehen wir vor dem Durchbruch der «starken künstlichen Intelligenz», die durch technologische Hilfe unsere kognitiven Fähigkeiten exponentiell erweitern wird (Transhumanismus,Verschmelzung des Menschen mit der Maschine, auch Singularität genannt). Oder aber wir sind nach wie vor ein globales Volk von Ackerbauern und Viehhaltern, das sich den klimatischen Veränderungen anpasst. Im vergangenen Jahr arbeitete jeder vierte der 3,5 Milliarden arbeitsaktiven Menschen im landwirtschaftlichen Sektor, dessen Urform die Transhumanz (ursprüngliche Hirtenpraxis als Uno Weltkulturerbe) ist. 3,14 Milliarden Menschen (40% der Weltbevölkerung) haben keinen Zugang zum Internet und über ein Milliarde lebt ohne Zugang zu Strom.

Wenn wir unsere verschwindend kurze Lebensperspektive weiter verlassen und unser Dasein in kosmischen Zeitspannen beobachten, so sind wir inmitten des sechsten Massenaussterbens, die unser Planet schon erlebt hat. Die Zeichen vermehren sich, dass diese sechste Massenextinktion an Tempo und Intensität zunimmt mit tausenden von Tierarten, die als Kollateralschadens der Menschheit ausgerottet werden.

Angeheizt durch eine noch nie erlebte, globale Angstkampagne der Massenmedien, sehen wir uns– die selbsternannte Krönung der Schöpfung – plötzlich selbst in der Opferrolle. Nein, nicht der symbolträchtige Drachen oder der gefährliche Tiger bedrohen uns, sondern ein Lebewesen so klein, dass niemand es ohne technologische Hilfe sehen kann. Der mehrköpfige Drachen hat sich in ein permanent mutierendes Virus verwandelt und hat mit Hilfe der Medien ein globales Lauffeuer der Angst entfacht.

Während die Bedrohung real existiert, ist die Angst immer nur eine Option. Wenn wir diese Angst-Option wählen, wirken wir wie Stroh als Beschleuniger des Lauffeuers. Wenn wir uns jedoch mit kritischem Denken schützen, mit Mut, Selbstvertrauen und gesunder Ernährung unser Immunsystem stärken, dann schmilzt die hochgehypte Bedrohung zu einer normalen Hürde, wie sie zig vorgängige Grippewellen schon waren.

So wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Resilienz und Demut zum Neuen Jahr. Resilienz unter anderem gegen den ungeheuren Lärm an [Miss]Informationen, Hetzerei und Angstmacherei, die uns allesamt von einer evidenzbasierter Wissenschaft entfernen. Demut zur Erkenntnis, dass wir alle ein mikroskopisch kleiner Teil von etwas viel Grösserem sind, das in kosmischer Perfektion ist. Während die neuste Enzyklopädie der Krankheiten ungefähr vierzigtausend Krankheiten definiert, kennen die Urvölker im Amazonas nur eine einzige Krankheit, sowie eine einzige Heilmethode. Die Krankheit besteht darin, sich von der Natur zu entfremden. Die Heilmethode ist, sich zur Natur zurückzufinden.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Bleiben Sie gesund.

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