Wer nicht folgen will muss führen

The Donald’s Twitter Followers haben sich verzwölffacht.

Folgen ist ein lustiges Verb, denn es kann sowohl mit sein als auch mit haben konjugiert werden. Ich bin gefolgt und ich habe gefolgt. Jemandem hinterhergehen, etwas verstehend nachvollziehen sowie jemandem gehorchen und sich jemandem mit logischer Konsequenz ergeben ist also ein und dasselbe in unserer Sprache. Das heisst, wenn Du mir nicht folgst, dann folgst du mir nicht, was in Englisch etwas differenziert heissen würde «if you don?t follow me, you don?t behave properly». Damit ich also folgen kann, brauch ich gezwungenermassen einen Führer. Anhand der Twitter follower Statistik von The Donald macht mir unser mehrdeutiges folgen etwas Sorgen. In den letzten drei Jahren hat sich seine Folgschaft von 2,6 auf über 33,7 Millionen verzwölffacht. Im Durchschnitt kommen pro Tag 79 500 Folgende dazu, was ungefähr der Bevölkerung der Stadt Luzern entspricht! Das Sprichwort «wer nicht hören (d.h. folgen) will muss spüren» stammt noch aus einer Zeit, als Gehorsamkeit noch mit vorwiegend physischer Gewalt erzwungen wurde. In unserer Informationsgesellschaft ist jedoch die physische Gewalt grösstenteils durch subtilere, psychologische Gewalt ersetzt worden. So schlage ich eine zeitgemässe Neue Version vor:  «wer nicht folgen will muss führen». Entweder folgen wir jemandem in den «sozialen» Medien und stärken den Einfluss dieser Führerpersönlichkeit oder aber wir werden selbst zum Führer, und zwar von uns selbst. Wir werden wieder achtsam auf unsere eigene Meinungsbildung und wir kultivieren unser kritisches Denken. Mit der rasant fortschreitenden Auslagerung und Automatisierung von Denkvorgängen und Entscheidungen (sprich künstliche Intelligenz) wird selbstständiges Denken bald wieder an viel Wert gewinnen. Selbstständiges Denken ist gratis und lohnt sich.

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