So kauft man eine Banane im Zürcher Hauptbahnhof
'}}

Sie sind mit ihrem Nachwuchs unterwegs und möchten noch kurz eine Banane als Znüni kaufen, bevor’s ab in den Zug geht? Nichts leichter als das. Sie haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

Plan 1:

Sie machen es modern und elektronisch. Dazu müssen sie ein Handy mit genügend Akku und einen funktionierendem Internet Anschluss haben. So können sie die App «avec» von Valora runterladen und installieren. Um diese zu aktivieren, müssen sie ihren kompletten Namen, ihr Geburtsdatum, einen Ausweis mit Foto, Ausweisnummer und Ablaufdatum sowie ihre Nationalität hinterlegen. Desweitern natürlich ihre Kreditkarten Nummer, ihre Telefon Nummer wie auch E-Mail-Adresse. Ist dies Mal gemacht, müssen sie auch die Nutzungsbedingungen und die damit verbundene Datenschutzerklärung akzeptieren. So geben sie der Valora Schweiz AG zum Beispiel das Recht, die Kamera ihres Handys zu benutzen, ihren USB Speicher zu lesen, durch Netzwerk Verbindungsdaten ihren genauen Standort zu berechnen und ihrem Handy den Schlaf(modus) zu entziehen. Ihre persönlichen Daten können dann z.B. für Aufklärungen von Straftaten genutzt werden. Falls sie zum Beispiel überdurchschnittlich lange vor dem Tabakregal stehenbleiben, ohne zu kaufen, könnten die mit Gesichtserkennungs-Software ausgestatteten Überwachungskameras und die Bewegungssensoren dies als «verdächtig» einstufen. Könnte ja sein, dass sie entweder noch nie Zigaretten gekauft haben oder dass der Gesichtserkennungsalgorithmus sie als Minderjährig einstuft. Die Videoaufnahmen von ihrem Besuch werden dann solange gespeichert, wie es die Valora erforderlich erachtet. Valora will explizit nicht nur Straftaten aufklären, sondern diese auch proaktiv verhindern, genauso wie Tom Cruise als Precrime Detektiv im Film Minority Report.

Da sie die App entweder durch den Apple oder Google Store runtergeladen haben, sind auch Ortungs- und Identifikationsdaten von Ihnen (IP Adresse, Geräte- und Telefon Nummer etc.) mit Google und Apple geteilt worden. Somit wissen auch die amerikanischen Behörden was grad so läuft. Da kann aber Valora nichts dafür. Für «andere berechtigte Interessen» jedoch kann Valora ihre Daten auch mit ihren Tochterunternehmen teilen. So können ihre Daten durchaus mit den über 350 Back Werk Bäckereien in Deutschland, mit den Brezelkönig Läden, den Café Spettacolo und vielen anderen Valora Mitgliedern geteilt werden, denn Verkaufsförderung durch Datenanalyse kann durchaus als «berechtigtes Interesse» der Valora interpretiert werden. Die Daten werden übrigens in der Schweiz bearbeitet und dann in Cloud Servern in Deutschland und in Irland gespeichert. Falls mit diesen Rechenzentren keine für die Schweiz verbindlichen Vertragsklauseln bestehen, verlässt man sich gutgläubig auf eine «Selbstzertifizierung» dieser Unternehmen. Sollte Valora selbst mal aufgekauft werden, z.B. von Amazon oder Walmart, dann darf der neue Besitzer natürlich auch wissen, wie viele Bananen sie gekauft haben.

Also, alles akzeptiert und aktiviert. Jetzt können sie die «avec Box», d.h. den unbedienten Containerladen, betreten, indem sie einen QR Code scannen und der Box sagen, wer sie sind und dass sie genügend Geld haben, um eine Banane zu kaufen. Schnappen sie sich die Banane, wägen sie diese, und scannen sie den richtigen Code ein. Sollte es Probleme beim Scannen geben, können sie einfach die App Hotline anrufen. Es kann auch sein, dass ihr Handy Akku mittlerweile den Geist aufgegeben hat. Vergewissern sie sich in diesem Fall, dass ihr virtueller Einkaufskorb leer ist, und verlassen sie den Laden diskret, natürlich ohne Banane. Bei erfolglosem Bananenkauf auf keinen Fall den Notfall-Knopf drücken, denn dies müsste ihnen mit Umtriebskosten von Fr. 150 belastet werden.

 

Plan 2:

Griff in den Hosensack und Barbezahlung der Banane mit einem Einfränkler bei einem Gemüseverkäufer.

Foto Quelle: www.Fotoristretto.ch 

Weitere Artikel

'}}
Medienpädagogik an der Steinerschule Kreuzlingen
Ein interessanter Beitrag über das Medienpädagogik Konzept der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen mit vielen konkreten Einblicken in meine Tätigkeit als Medienpädagoge. Lieben Dank für den Artikel. Hier geht's zum Artikel: https://rssk.ch/nachrichten/medienpaedagogik-an-unserer-schule
'}}
Zürcher Gymi Schülerinnen und Schüler verlangen elterliche Handyregeln
Gemäss einer Umfrage unter 735 Schülerinnen und Schüler von Zürcher Gymnasien, sind acht von zehn Jugendlichen dankbar für verbindliche Smartphone Regeln. Die Studie zeigt, dass Alterskohorte der entscheidende Faktor sind, wie mit Bildschirmzeit Regeln umgegangen wird. Bildschirmzeit Regeln scheinen dann am wichtigsten, wenn deren Sinn von Kindern noch nicht verstanden wird. „Die Resultate bestätigen eine […]
'}}
Ausgang gesperrt, Bildschirme entsperrt: Kinder müssen zu Hause bleiben
Studen ist ein 3500 Seelen Dorf im Berner Seeland und wird von diesen acht weissen Männern regiert. Diese Gemeinderäte haben soeben beschlossen, dass Kinder unter 14 Jahren zwischen 22h und 6h obligatorisch zu Hause sein müssen. Obwohl die Frage, was ein Kind nach 22 Uhr nachts und ohne elterliche Begleitung draussen macht, durchaus berechtigt scheint, […]

Copyright © 2021 Beat Richert All rights reserved

Proudly produced by winno

Nach oben scrollen