Denkst Du noch oder wirst schon gelenkt?

Seit mehreren Tagen mache ich eine Corona-Diät, d.h. bestmögliches Ignorieren vom Mainstream Medien Hype zum Thema. Da dies als digitaler Stadtbewohner unmöglich ist, bin ich zwangsläufig diesem infernalen Angstlärm aussetzt. Das Hauptargument der Angst war bisher immer der exponentielle Verlauf der COVID-19 Ansteckungen. Tatsache ist, dass wir Menschen jämmerlich Mühe haben, exponentiell zu denken. Ganz einfach deshalb, weil es die letzten dreihunderttausend Jahre viel nützlicher war, linear zu denken. Das Doppelte an Beeren pflücken machte keinen Sinn, weil es doppelt so lange dauerte und es den Kühlschrank eh noch nicht gab. Und so ist unser Gehirn auf lineares Denken vorprogrammiert.

Hier eine kleine Denksportaufgabe zur Prüfung deines exponentiellen Vorstellungsvermögen: Nimm ein A4 Kopierpapierblatt und falte es in der Mitte, danach wieder in der Mitte usw.. Wie dick wird das Papier sein, nachdem es fünfzig Mal gefaltet wurde? 100 Meter? 1 Kilometer dick? Oder sogar fünfzig Kilometer dick? Die richtige Antwort lautet 100 Millionen Kilometer, was ungefähr der Distanz zwischen Erde und Sonne entspricht. Dass wir Wissenslücken automatisch mit Angst füllen wissen wir schon aus unserer eigenen Schul[prüfungs]zeit. Verbinden wir nun unser faktisch nicht vorhandenes Verständnis des exponentiellen Wachstums mit einem noch nie dagewesenen Medienlärm und wochenlangem Hausarrest für alle, dann ergibt sich daraus die perfekte Angstbombe.

Hier eine Grafik des Schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit (BAG), die die Grippen-Saisons zwischen 2013 und 2017 visualisieren.

Klar ersichtlich ist das exponentielle Wachstum am Anfang der Grippewelle. Auf dieses Wachstum folgt dann eine genauso exponentielle Abnahme als fast symmetrische Spiegelung. Dies geschieht Jahr für Jahr, ohne Medien-Hype, social distancing, geschweige denn Lockdown unserer Volkswirtschaft.

Die aktuellen Zahlen (Quelle: BAG) der gemeldeten COVID-19 Fälle in der Schweiz sehen so aus (Stand 26. März 2020) und ähneln einer zu erwartenden Kurve.

Ergänzt man die aktuellen Zahlen mit der ursprünglich vorhergesagten, exponentiellen Verbreitung des Virus, verfällt die reelle Entwicklung zu einer flachen Linie:

Die wichtigen und richtigen Fragen, die sich aus dieser Situation ergeben: Warum gehen tausende von hochgeschulten Gesundheitsfachpersonen von einer anhaltenden, exponentiellen Wachstum des COVID-19 Virus aus? Waren sie alle von der kollektiven Angst befallen oder wissen sie etwas, das die Öffentlichkeit noch nicht weiss? Warum leisten wir uns einen landesweiten Lockdown, wenn die allermeisten Opfer des Corona Virus über achtzig Jahre alt sind und praktisch ausnahmslos bereits krank waren? Und die wichtigste Frage überhaupt: wie werden demokratische Grundwerte diese Ausnahmesituation überleben in Zeiten wo ein Land nach den anderen Kriegsrechten reaktiviert. Gegen einen lang bekannten Virus, der sich dazu noch weigert, exponentiell zu wachsen.

Weitere Artikel

Fluch und Segen des Smartphones
Eine wichtige und gelungene Diskussion über das Smartphone in der SRF Sendung "Sternstunde Philosophie". Wir brauchen wederTechnologie Verteufler noch früher-war-alles-besser Argumente, sondern eine differenzierte und aufklärende Diskussion über die unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Technologie. Es ist nicht nur das technische Verständnis der Smartphone Blackbox, sondern sogar unsere Fantasie und Vorstellungskraft über das, was mit digitaler Technologie …

Fluch und Segen des Smartphones Weiterlesen »

Wenn der Gazastreifen in der Schweiz wäre
Die Visualisierung von Daten erlaubt es, komplexe und zum Teil ferne Thematiken einfach zu verstehen. Um die Nahost Situation besser begreifen zu können, habe ich den Gazasteifen in die Schweiz geholt. Die Mittelmeerküste vom Gazastreifen habe ich mit der Zürcher Goldküste ersetzt. Das östliche Zürichsee Ufer vom Bellevue bis ans Ende des Obersees entspricht mit …

Wenn der Gazastreifen in der Schweiz wäre Weiterlesen »

Vom Märchen, dass digitale Medien dick, dumm und einsam machen
In einem viel beachteten WIRED Artikel von 2008 suggerierte der damalige Chefredaktor Chris Anderson, dass im Zeitalter von "Big Data" Korrelationen genügen und eine nachweisbare Kausalität überflüssig werde. Wahrhaftig eine unverschämte Behauptung, die sich jedoch in den letzten fünfzehn Jahren schleichend immer mehr bestätigt hat, zumindest wenn es um die öffentliche Wahrnehmung von Phänomenen geht. …

Vom Märchen, dass digitale Medien dick, dumm und einsam machen Weiterlesen »

Copyright © 2021 Beat Richert All rights reserved

Proudly produced by winno

Nach oben scrollen